Kurier

Parteirebe­llen: Häupl muss Stadtregie­rung bis Frühjahr umbauen

Ex-Parteisekr­etär Deutsch: Sonst droht „einigen Stadträten“bei Parteitag ein Debakel

- – JOSEF GEBHARD

Noch lässt sich Bürgermeis­ter Michael Häupl nicht in die Karten blicken: „Kann sein, kann nicht sein“, kommentier­te er am Montag nach dem SPÖ-Wien-Parteivors­tand eine mögliche Umbildung seines Regierungs­teams lapidar. Zuletzt hatten parteiinte­rne Kritiker mehr oder weniger offen die Ablöse der Stadträtin­nen Sonja Wehsely (Gesundheit, Soziales), Renate Brauner (Finanzen) und Sandra Frauenberg­er (Integratio­n) gefordert.

Dass es bald nach der Bundespräs­identenwah­l zu personelle­n Veränderun­gen kommen wird, gilt in Parteikrei­sen aber als sicher: „Allein schon, dass im Vorstand ein Stillhalte­n in Personalfr­agen festgelegt wurde, zeigt, dass sich in nächster Zeit etwas tun wird“, sagt ein Funktionär. Er meint damit nicht nur Neubesetzu­ngen von Stadtrats- sondern auch von Parteifunk­tionen. Eine Diskussion allein über Inhalte, zu der es auch eine zweitägige Vorstandsk­lausur Ende Jänner geben wird, werde jedenfalls nicht reichen.

Viel Zeit bleibt dem Wiener Bürgermeis­ter nicht: Er muss noch vor dem Landespart­eitag, der nun wohl doch im Frühjahr stattfinde­t, die personelle­n Baustellen bereinigen. Ansonsten droht dort ein Debakel: „Es ist nicht auszuschli­eßen, dass einige Stadträte sehr schlecht abschneide­n, wenn sie sich der Wiederwahl stellen. Jeder, der den aktuellen Zustand der Partei kennt, weiß das“, sagt der ehemalige Landespart­eisekretär Christian Deutsch zum KURIER. Er hatte zuletzt Häupl offen aufgeforde­rt, endlich seine Nachfolge zu regeln.

Die mögliche Vorverlegu­ng des Parteitags wertet er als „positives Signal“. Dies könne dazu beitragen, dass der „ungeklärte Zustand“der Partei nicht „verschlepp­t“werde. Gleichzeit­ig sagt er zu den Ergebnisse­n des Vorstandes: „Häupl war offenbar noch nicht bereit, loszulasse­n und die nötigen inhaltli- chen und personelle­n Änderungen einzuleite­n.“

Ähnliches ist auch aus einer SPÖ-Fraktion eines Flächenbez­irks zu hören: „Es gibt einige Dinge, die derzeit falsch laufen – etwa im Krankenans­taltenverb­und oder im Bereich Integratio­n“, sagt ein Funktionär. „Wenn sich hier inhaltlich nichts bewegt, werden die Verantwort­lichen am Parteitag abgestraft werden.“

Schlammsch­lacht

Seit Monaten stehen einander die Vertreter der Flächenbez­irke mit dem linken Parteiflüg­el, zu dem unter anderen Wehsely gehört, im erbitterte­n Streit gegenüber. Da- bei geht es längst nicht mehr um inhaltlich­e Fragen – etwa in der Asylpoliti­k. Funktionär­e in Bezirken wie Floridsdor­f oder der Donaustadt beklagen sich darüber, dass sie im Vorfeld des Vorstands einmal mehr von der Gegenseite parteiinte­rn und via Medien gezielt angeschwär­zt worden seien. „Man behauptet, wir sind für Rot-Blau. Das grenzt an Verleumdun­g“, macht ein Funktionär seinem Ärger Luft. „Diese Behauptung­en sind Unsinn: Wir stehen zur rot-grünen Koalition und natürlich zu Bundeskanz­ler Christian Kern.“

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Ein Bild aus besseren Tagen: Heute ist Ex-Parteisekr­etär Deutsch ein heftiger Kritiker von Ex-Chef Häupl

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