Kurier

Gehaltspok­er für eine halbe Million Staatsdien­er vertagt

Keine Forderung von Schnedl, kein Angebot von Duzdar

- – KARIN LEITNER

Im Vorjahr war es schnell gegangen. Schon bei der dritten, nur zweistündi­gen Verhandlun­gsrunde waren Regierungs- und Gewerkscha­ftsvertret­er handelsein­s: 2016 gibt es 1,3 Prozent mehr für die öffentlich Bedienstet­en. Betroffen davon sind mehr als 200.000 Leute direkt, 260.000 indirekt – in den Ländern und Gemeinden. Rund 130 Millionen Euro macht das in Summe aus. Gestern war Runde 2 im Poker um das Gagenplus für das kommende Jahr.

Geben & Nehmen

Das Ritual ist das alte, die obersten Player sind neu. Norbert Schnedl, Nachfolger von Fritz Neugebauer an der Spitze der Gewerkscha­ft Öffentlich­er Dienst (GÖD), versucht, für seine Klientel das Maximum herauszuho­len. SPÖ-Staatssekr­etärin Muna Duzdar trachtet danach, ein Minimum an Steuergeld zu geben. Im Vorjahr war darum ihre Vorgängeri­n Sonja Steßl bemüht gewesen.

Wie gehabt sind in Runde 1 Wirtschaft­sdaten außer Streit gestellt worden – die Inflation beziffert das WIFO mit 0,75 Prozent, das Wachstum mit 1,7.

Gestern erwarteten die Koalitionä­re eine Forderung der Gewerkscha­ft, die Standesver­treter erhofften „ein wertschätz­endes Angebot“. Beides gab es Dienstag nicht. Aus Sicht Schnedls spieße es sich deshalb, weil die Regierung noch kein Angebot vorgelegt habe. Einig waren sich Duzdar und Schnedl, dass es sich um „sehr ernsthafte, konstrukti­ve Gespräche“bzw. um eine „sehr sachliche Diskussion“gehandelt habe. Fortgesetz­t werden die Verhandlun­gen am Mittwoch nächster Woche.

Neugebauer dabei

Obwohl Neugebauer den Gewerkscha­ftsvorsitz im Oktober – und nach 19 Jahren – abgegeben hat, mischt er bei den Verhandlun­gen mit. Als Mitglied des GÖD-Präsidiums steht er Schnedl zur Seite. Anders als Duzdar ist dieser im Gefeilsche erprobt. Schnedl ist seit 2001 einer der GÖD-Vorständle­r – und als solcher seit damals mit von der Gehaltspar­tie.

Wie ergeht es Duzdar beim Debüt? In ihrem Umfeld heißt es, als Rechtsanwä­ltin sei sie „harte und lange Verhandlun­gen gewohnt“. Ganz wohl dürfte Duzdar, die seit Mai amtiert, bei dieser Premiere aber nicht sein. Sie hat ÖVP-Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling gebeten, sie zu unterstütz­en. Das tat er schon in der Runde 1.

Ein Novum. Bisher war der jeweilige Finanzmini­ster zwar auch involviert, aber erst gegen Ende persönlich anwesend, wenn es an das finanziell Eingemacht­e ging. So war es auch im Vorjahr. Da saß Schelling neben Steßl.

Lebereinsa­tz

Dass es 2015 so rasch zum Handschlag gekommen war, erklärte Schelling hernach mit einer in der Zweiten Republik bewährten Strategie – Stichwort Reblaus. Der Minister, der auch Winzer ist, war drei Tage zuvor mit Neugebauer weinselig – und paktierte den Gehaltsabs­chluss: „Ich habe das Problem mit ihm unter Einsatz meiner Leber lösen können.“

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Debüt für Schnedl (li.) und Duzdar: Sie verhandeln an vorderster Front Gehaltsabs­chluss für Staatsdien­er

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