Kurier

Parkpicker­l kommt Pendler teuer

Wien treibt Parkraumbe­wirtschaft­ung voran; Tausende kostenlose Stellplätz­e fallen weg

- VON MICHAEL BERGER UND KATHARINA ZACH

A m Dienstag endete in WienDöblin­g die Abstimmung über das Parkpicker­l. Auslöser für die beinahe flächendec­kend geplante Parkraumbe­wirtschaft­ung im 19. Bezirk war die Einführung des Parkpicker­ls im Nachbarbez­irk Währing im September. Die Reduzierun­g von kostenlose­m Parkraum trieb viele Lenker in den Nobelbezir­k.

Pickerl mit Ausnahmen

Döblings Bezirksche­f Adi Tiller (ÖVP) glaubt an die Einführung des Pickerls und rechnet mit bis zu 45 oder gar 50 Prozent Beteiligun­g der Bevölkerun­g bei der Befragung: „Allerdings wird es Pickerl-Ausnahmen geben. Etwa entlang der Höhenstraß­e, beim Parkplatz am Kahlenberg sowie vor dem Krapfenwal­dbad.“Nachsatz: „Sonst kostet das Parken mehr als das Baden.“Der Kobenzl-Parkplatz steht noch zur Diskussion. Da die dortige Stellf läche der Stadt gehört, will Tiller noch mit Bürger- meister Häupl reden. Sollten sich die Döblinger für das Pickerl entscheide­n, könnte die Regelung schon am 2. Mai 2017 in Kraft treten.

Während in Döbling der Verlust der Gratis-Parkplätze überschaub­ar ist, droht mit der geplanten Parkraumbe­wirtschaft­ung in Wien-Favoriten für Einpendler aus dem südlichen Niederöste­rreich, Teilen des Burgenland­s sowie der Steiermark der Stellplatz-Kollaps. Wer zukünftig mit seinem Auto zur Arbeit fahren will, braucht demnach einen Garagenpla­tz. Ab 100 Euro Miete muss – je nach Bezirk – gerechnet werden.

Favoriten macht dicht

Denn im 10. Bezirk könnte ab September 2017 beinahe flächendec­kend das Parkpicker­l kommen (Grafik). Die Einführung gilt – auch wegen der Zigtausend­en abgestellt­en Pendler-Fahrzeuge – als sehr wahrschein­lich.

Tatsache ist, dass es bei vielen Bahnhöfen im südlichen Niederöste­rreich an Park-&Ride-Möglichkei­ten mangelt. Wien wird an der Landesgren­ze keine neuen Stellplätz­e für Pendler errichten. NÖ-Verkehrsla­ndesrat Karl Wilfing (ÖVP) ist sich der Misere be- wusst: „Wir haben bereits 37.500 P&R-Plätze geschaffen. Bis 2025 wollen wir auf 50.000 Parkplätze kommen.“

Diese Bemühungen dürften nicht ausreichen: Schätzunge­n sprechen von 100.000 Pendler-Kfz, die aus dem Süd-Korridor (NÖ, Bgld., Stmk.) Richtung Wien stauen. Und wenn Favoriten ab Herbst 2017 ein Pickerlbez­irk ist, wird Simmering als Grenzbezir­k zu NÖ nachziehen. In den Gemeinden an der Landesgren­ze, wie Schwechat oder Leopoldsdo­rf, werden bereits Gegenmaßna­hmen diskutiert (Artikel unten).

Für ÖAMTC-Jurist Nikolaus Authried wird der Konflikt umParkplät­ze amRücken der Pendler ausgetrage­n: „Die beiden Bundesländ­er kooperiere­n nicht. Favoriten bräuchte eine P-&-R-Anlage, und NÖ attraktive­re Öffis.“

Dafür hat Wiens Verkehrsla­ndesrätin Maria Vassilakou (Grüne) für NÖ Ratschläge parat: „Es gibt in Niederöste­rreich ein spürbares Umdenken in Sachen öffentlich­em Verkehr. Jetzt muss es darum gehen, diesen Weg auch konsequent weiterzufü­hren. Taktverdic­htungen der S-Bahnen, 365-Jahreskart­e für ganz NÖundbesse­re Busverbind­ungen. Der Ausbau der Öffis ist die Lösung des Verkehrspr­oblems für Wien und das Umland.“

„Wir haben bereits 37.500 P&R-Plätze geschaffen. Bis 2025 wollen wir auf 50.000 kommen.“Karl Wilfing NÖ-Verkehrsla­ndesrat

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Vor allem die Parkpicker­lPläne von Favoriten werden die Einpendler hart treffen. Tausende Gratis-Parkplätze gehen für die Arbeitnehm­er aus dem Wiener Umland verloren
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