„Patient hätte überleben können“
Bürgermeister starb nach Routineeingriff. Der Primar sieht die beteiligten Ärzte in der Pflicht
Der plötzliche Tod des 49-jährigen Bürgermeisters Daniel Neubauer sorgte in seiner Heimatgemeinde im südburgenländischen Neuberg für tiefe Betroffenheit. Kurz vor seinem 50. Geburtstag starb der ÖVP-Politiker im März an den Folgen einer Blinddarmoperation. Die Staatsanwaltschaft ermittelte gegen acht Ärzte des Krankenhauses Güssing. Ein Chirurg musste sich am Dienstag wegen grob fahrlässiger Tötung am Landesgericht Eisenstadt verantworten.
„Es geht in erster Linie um die Auf klärung. Wie konnte es dazu kommen, dass ein fitter, mitten im Leben stehender Mann nach einem Routineeingriff stirbt?“, fragt Staatsanwältin Petra Schweifer. Dem 54-jährigen Chirurgen wirft die Anklage nicht nur vor, die falsche Operationsmethode angewandt zu haben. „Es wurde auch verzögert reagiert.“
Der Arzt bekannte sich nicht schuldig. Dass akute Lebensgefahr bestanden habe, sei nicht sofort klar gewesen. Er sei sich nicht sicher gewesen, ob der Patient innere Blutungen habe. Weitere Untersuchungen wurden gemacht.
Neubauer wurde am Abend des 16. März wegen Schmerzen operiert. In der Nacht verschlechterte sich der Zustand des Patienten.
120 Minuten
Rund 120 Minuten sind laut Anklage verstrichen, bis mit der zweiten Operation begonnen wurde. Weil der Patient ansprechbar war, habe er sich für den minimal-invasiven Eingriff (mit kleinsten Verletzungen, Anm.) entschieden, sagt der Beschuldigte. Auch der Anästhesist habe deshalb keine Bedenken geäußert. Während des zweiten Eingriffs musste Neubauer reanimiert werden. Primar Wilfried Horvath, er ist nun auch ärztlicher Leiter des Spitals, wurde gegen 4 Uhr Früh gerufen, obwohl er dienstfrei hatte. „Als ich eintraf, war es schon zu spät. Mir ist bis heute nicht klar, warum alle beteiligten Ärzte nicht früher reagiert haben“, sagt der Primar. „Wäre eine Stunde früher reagiert worden, hät- te alles anders ausgeschaut. „Dann hätte der Patient zu 90 Prozent überlebt.“
Der Bruder des Toten, Bernhard Neubauer, ist aufgebracht. „Ich will, dass so ein Fehler nie wieder passiert. Es ist ein unschuldiger Mensch gestorben. Das wäre beim heutigen Stand der Medizin nicht nötig gewesen.“Karl Kührer, politischer Wegbegleiter, wünscht sich nur eines: „Ich hoffe auf ein gerechtes Urteil.“Der Prozess wurde am Dienstag vertagt.