Viel Spaß, Funk und Improvisation unterm stylischen Licht-Dach
Die Red Hot Chili Peppers wollten aus der Wiener Stadthalle einen Rock-Club machen.
Keine große Show, dafür viel Musik. Das war immer schon die Devise der Red Hot Chili Peppers, wenn sie auf Konzerttour gingen. Als das Quartett Montag in der Wiener Stadthalle auftrat, zeigte es das gleich zu Beginn: Anstatt eines pompös inszenierten Intros mit verrückt spielender Lichtshow kamen sie auf eine halbdunkle Bühne und jammten erst einmal ein paar Minuten lang – ohne ihren Sänger Anthony Kiedis.
Der kam erst nach ein paar Minuten dazu und legte mit „Around The World“los. Es folgte ein spannendes Pro- gramm, das weder einem „Bediene das Volk mit allen Hits“-Konzept folgte noch das jüngste Album „The Getaway“überstrapazierte, um es zu bewerben.
Entfesselt
Dafür gab es ein Wiederhören mit „Blood Sugar Sex Magik“, dem Titelsong des legendären Durchbruch-Albums von 1991, oder „The Zephyr Song“von 2002 – eingestreut zwischen Hits wie „Californication“, „Dani California“und dem hier entfessel- Show Mit dem Licht-Dach gab es einen einzigen Effekt, der aber nicht ganz zur Musik passte. Performance Eine der besten, die man in Wien von den Peppers gesehen hat. ten „By The Way“. Immer wieder stellte sich Bassist Flea mit Gitarrist Josh Klinghoffer dicht an das Drum-Podest von Chad Smith, jammte mit ihnen, als wären sie in einem Rock-Club. Er ist – anders als Kiedis – der mitreißende energetische Fokus der Show, hüpft und zappelt, während die Finger schnell und hart die Saiten quälen.
Auch wenn die Kalifornier nicht als grandiose LiveBand gelten, an diesem Abend war ihr Zusammenspiel perfekt, brachte mit Blues-Feeling und wuchtigem Rock Abwechslung in den Chili-typischen FunkSound.
Deutlich zu hören war aber auch, dass Kiedis weit besser rappt als singt. Immer wieder hatte er bei den melodiöseren Passagen Schwierigkeiten, die Töne zu halten. Zudem ist er nicht der große Kommunikator. Er sprach mehr mit den Band- kollegen auf der Bühne als mit dem Publikum.
Ein wenig im Gegensatz zu dem „Back to the roots“Ansatz, den die Peppers sonst pflegen, stand ihr „Licht-Dach“: Hunderte Leuchtstäbe, die von der Decke hängen, wobei jeder individuell variabel in Höhe und Farbe ist. Im Zusammenspiel wirkten sie so manchmal wie ein leuchtender Schleier, der über dem Publikum Wellen schlägt, dann wieder wie schaukelnde, schiefe Ebenen. Ein toller Effekt – aber fast ein bisschen zu stylisch.
Am Schluss beim gehackten Refrain des Red-Hot-Chili-Peppers-Welthits „Give It Away“zählte aber ohnehin nur mehr die Musik. Hier konnte Kiedis wieder glänzen und setzte mit seinen Kumpels einen würdigen Schlusspunkt unter ein Konzert, das fast zwei Stunden lang viel Spaß gemacht hatte.