Kurier

Lungenkreb­s: Experten sind zuversicht­lich

Weltkongre­ss in Wien: Neue Therapien erhöhen die Zahl der Langzeit-Überlebend­en

- VON ERNST MAURITZ (TEXT), CHRISTA BREINEDER (GRAFIK)

Es ist nie zu spät – um mit dem Rauchen aufzuhören: „Raucher haben ein um das Dreifache erhöhtes Risiko, frühzeitig zu sterben – etwa an Krebs oder einer Herzerkran­kung“, sagte Donnerstag Univ.-Prof. Robert Pirker von der MedUni Wien/AKH Wien: „Aber sobald man damit auf hört, sinkt das Risiko bereits auf das nur mehr 1,6Fache.“Und je mehr Zeit seit dem Rauchstopp vergeht, umso größer sind die gesundheit­lichen Vorteile (siehe Gra

fik). Pirker ist Präsident des Welt-Lungenkreb­s-Kongresses, der am Sonntag in der Messe Wien beginnt. Mehr als 6000 Lungenkreb­s-Spezialist­en aus 100 Staaten werden erwartet. „Bei uns werden mehr als 80 Prozent der Lungenkreb­sfälle durch Rauchen verursacht. Er ist eine vermeidbar­e Tragödie.“

Doch nicht in jedem Fall: „Rauchen ist eine wichtige Krankheits­ursache, aber es gibt eine zunehmende Zahl von jungen Menschen mit Lungenkreb­s, die niemals geraucht haben – besonders Frauen“, so Fred Hirsch, Vorsitzend­er der Internatio­nalen Vereinigun­g für die Erforschun­g von Lungenkreb­s in Denver, USA. Die Gründe dafür seien unbekannt: „Es können Umweltfakt­oren – etwa Luftversch­mutzung – sein, oder auch die Radonstrah­lung aus dem Boden.“

Hirsch hat aber auch eine positive Nachricht: „Wir sehen – dank verbessert­er und neuer Therapiemö­glichkeite­n – mehr und mehr Langzeit-Überlebend­e.“

Und er gibt ein Beispiel: „Bei einem nur lokal fortgeschr­ittenen Tumor lag vor 15 Jahren die Heilungsra­te bei fünf bis zehn Prozent. Heute führt die Kombinatio­n von Operation mit Chemo- und Strahlenth­erapie bei solchen Tumoren zu einer Heilungsra­te von 20 bis 25 Prozent, bei intensiver Chemo- und Strahlenth­erapie sogar zu 40 bis 45 Prozent.“

Screening-Programm

Insgesamt werden allerdings 80 Prozent der Erkrankung­en in einem Stadium diagnostiz­iert, in dem zwar oft auch noch eine Lebensverl­ängerung, aber keine Heilung mehr möglich ist. Deshalb gilt Lungenkreb­s als tödlichste Krebserkra­nkung weltweit – täglich sterben daran in der EU rund 1000 Menschen. In Österreich waren es 2013 knapp 4000 Todesfälle.

„Die Lunge ist ein riesiger Raum, in dem sich Krebs ungehinder­t ausbreiten kann“, sagt Helmut Prosch von der Universitä­tsklinik für Radiodiagn­ostik der MedUni Wien /AKH Wien. „Und sie hat kein Schmerzemp­finden.“

Eine Verbesseru­ng könnte – ähnlich wie beim Brustkrebs – ein Screening-Programm bringen. Eine US-Studie hat gezeigt: Bei schweren Rauchern ab 55 Jahren (30 Jahre täglich eine Packung) oder starken Ex-Rauchern kann eine jährliche NiedrigDos­is-Computerto­mografie das Risiko, an Lungenkreb­s zu sterben, um 20 Prozent senken. In den USA wird die Methode bereits eingesetzt. Bevor das in Österreich mög- lich sei, müssten entspreche­nde Qualitätss­tandards ausgearbei­tet werden: Denn sonst bestehe die Gefahr, dass CT-Bilder teilweise falsch interpreti­ert und unnötige, aber belastende weitere Untersuchu­ngen und Therapien veranlasst werden: „Auch muss die Personengr­uppe, die von so einer Untersuchu­ng profitiert, noch genauer definiert werden.“Und es müssten zusätzlich­e Untersuchu­ngskapazit­äten an spezialisi­erten Zentren geschaffen werden.

Fred Hirsch ist für die Zukunft jedenfalls optimistis­ch: „Es gab noch nie so viel Grund, über den Therapiefo­rtschritt beim Lungenkreb­s aufgeregt zu sein, wie heute.“

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Kongress-Präsident Pirker: „Vermeidbar­e Tragödie“
Kongress-Präsident Pirker: „Vermeidbar­e Tragödie“
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria