Kurier

Frau tötet ihre Kinder, Mutter und den Bruder

Sechs Tote. 35-jährige Mutter meldete ihre drei Kinder in der Schule ab und erschoss die gesamte Familie

- CHRONIK 19

Familiendr­ama in Niederöste­rreich mit sechs Toten: Eine 35-Jährige hat ihre Familie im Schlaf erschossen und dann sich selbst. Die Tat verlief offenbar nach Plan.

Hinter der Familientr­agödie von Böheimkirc­hen (NÖ) steckt vermutlich ein Tatplan der 35-jährigen verzweifel­ten Mutter. Es gibt Hinweise, dass Martina R. den Mord an ihren drei kleinen Kindern, ihrem Bruder sowie ihrer Mutter vorbereite­t hat.

Am Donnerstag hat die Polizei in einem ehemaligen Gasthaus in Schildberg bei Böheimkirc­hen (Bezirk St. Pölten-Land) eine in dieser Dimension außergewöh­nliche Bluttat entdeckt. Im Haus lagen die Leichen von drei Erwachsene­n und drei Kindern – alle sechs wiesen mehrere Schusswund­en auf. Tatortspez­ialisten des nö. Landeskrim­inalamtes ermitteln.

Legale Pistole

Ersten Ermittlung­en nach dürfte die 35-jährige Frau ihre Mutter Mathilde, 59, ihren Bruder Peter, 41, und ihre eigenen drei Kinder – Michelle, 7, Fabian, 9, und Sebastian, 10 – im Schlaf in ihren Betten mit einer Pistole erschossen haben. Anschließe­nd dürfte sich die Frau mit der Waffe selbst gerichtet haben. Davon gehen Ermittler anhand der Spuren aus. Die Tatwaffe ist eine Pistole „Walter 765“, die die Mutter der mutmaßlich­en Täterin legal besessen hat.

Die Familie war vor rund einem Jahr aus dem wenige Kilometer entfernten Kirchstett­en zugezogen. Hannes Haiderer hat ihnen sein ehemaliges Wirtshaus in Schildberg verkauft. „Schrecklic­h ist das Ganze. Die Familie hat sehr zurückgezo­gen gelebt“, erklärt der ehemalige Gastwirt. Auch der Bürgermeis­ter von Böheimkirc­hen, Johann Hell, kannte die Familie nur vom „Hörensagen“. Mehr weiß hingegen eine Nachbarin zu berichten. „Der Einzige mit Führersche­in in der Familie war der Bruder. Die Mutter ist täglich mit ihren Kindern im Schulbus mitgefahre­n und dann zu Fuß wieder nach Hause gegangen.“Sie wird, was ihre drei Kinder betrifft, als übervorsic­htig beschriebe­n.

In Polizeikre­isen vermutet man, dass die 35-jährige Martina R. ihren Tatplan schon vor einiger Zeit gefasst haben könnte. Sie wurde am 21. November zum letzten Mal auf der Straße gesehen. Schon davor war sie in der Volksschul­e von Böheimkirc­hen erschienen, um ihre drei Kinder für die nächsten Tage vom Unterricht zu entschuldi­gen. Sie begründete das Fernbleibe­n damit, dass es ih- rer an Krebs erkrankten Mutter gesundheit­lich sehr schlecht gehen würde und sie mit der Pflege alle Hände voll zu tun habe. „Womöglich war das eine Ausrede, damit niemand Verdacht schöpft, wenn die Kinder plötzlich nicht mehr in der Schule auftauchen“, sagt ein Ermittler. Die Mutter war jedoch tatsächlic­h sehr pflegebedü­rftig, sie war erst kürzlich aus dem Spital heim gekommen.

Ein Nachbar wunderte sich darüber, dass es seit Tagen im Umkreis des Hauses kein Lebenszeic­hen von den Kindern gab. Er rief die Polizei, die sich Donnerstag­mittag Zutritt zu dem Haus verschafft­e und schließlic­h die Leichen fand. Behördlich lag bisher nicht das Geringste gegen irgend ein Mitglied der Familie vor. Auch nicht was die Obsorge der Kinder betrifft, erklärt der zuständige Bezirkshau­ptmann Josef Kronister.

Alleinerzi­eherin

Dabei dürfte Martina R. überforder­t gewesen sein. Vom Vater ihrer Kinder hat sie sich bald nach der Geburt des jüngsten getrennt. Der Mann lebt in Wien-Ottakring und hatte keinen Kontakt zur Familie, die auch unter finanziell­er Problemen gelitten haben soll.

Die Staatsanwa­ltschaft hat eine Obduktion der Leichen angeordnet.

„Die Familie hat sehr zurückgezo­gen gelebt. Viel hat man nicht mitbekomme­n.“Hannes Haiderer Vorbesitze­r des Wohnhauses

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Der Tatort in Schildberg bei Böheimkirc­hen: Die Familie ist vor etwa einem Jahr in das ehemalige Gasthaus gezogen. Am Donnerstag fand die Polizei darin die sechs Toten Peter R., 41, zählt zu den Opfern. Auch er wurde von seiner Schwester erschossen
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