In der Warteschleife ging der Sprit aus
Dramatische Funksprüche des Flugzeug-Piloten knapp vor dem Absturz, bei dem 71 Menschen starben
Der Pilot flehte um die Landeerlaubnis, als sie ihm der Tower von Medellín gab, war es zu spät. Am Berg „El Gordo“(der Dicke) kamen Montagabend 71 Menschen ums Leben, sechs überlebten zum Teil schwer verletzt. Fast die gesamte Mannschaft des brasilianischen Fußball-Erstligisten Chapecoense kam ums Leben, dazu 20 Journalisten, die über das Hinspiel des Finales um den SüdamerikaCup gegen den kolumbianischen Rivalen Atlético Nacional berichten sollten.
Jetzt wird ermittelt, warum im Flieger der Treibstoff ausgegangen ist.
Ein Sprecher der privaten Fluggesellschaft Lamia sagte, der Pilot hätte in Bogota zwischenlanden und tanken sollen, war aber der Meinung gewesen, dass es sich ausgeht. Ob das stimmt, oder ob der Tankstopp aus Kostengründen ausgesetzt wurde, sollen die Ermittlungen klären. Die deutsche Pilotenvereinigung Cockpit kritisierte an Donnerstag den Sparzwang von Billigairlines. Piloten würden „dazu gedrängt, extra wenig zu tanken“. Dabei muss ein Flieger laut Bestimmungen eine Dreiviertelstunde auf die Landeerlaubnis warten oder einen Ausweichflughafen anfliegen können.
Das Flugzeug vom Typ Avro RJ85 hatte seinen ersten Tankstopp nach dem Abflug aus São Paulo im bolivianischen Santa Cruz. Der Jet hat eine Reichweite von 2600 Kilometern, Medellín ist rund 2450 Kilometer Luftlinie entfernt.
Der Funkverkehr
Der Funkverkehr zwischen Piloten und dem Tower des Flughafens bei Medellín wurde veröffentlicht und offenbart das ganze Drama.
In den ersten Minuten scheint alles normal. Ein anderes Flugzeug erhält vom Tower die Landeerlaubnis, der Unglücksflieger muss in die Warteschleife.
Wenige Minuten später sagt der Pilot zu der Frau im Tower: „Wir brauchen Priorität bei der Landung, uns wird ein Treibstoffproblem angezeigt.“Stimmengewirr, andere Piloten sind zu hö- ren, eindringlich, dann verzweifelt. Der Flieger verliert an Höhe. Dann der Notruf: „Totalausfall der Elektronik, ohne Treibstoff “, ein kurzes Schweigen, dann gibt die Fluglotsin sofort grünes Licht zum Landen: „Freie Piste, Regen auf der Oberfläche LaMia 933, Feuerwehr alar- miert.“Das Flugzeug scheint außer Kontrolle. „Vectores señorita, vectores a la pista“, sagt der Pilot auf Spanisch – er fordert eine manuelle Navigation durch den Tower hin zur Landebahn.
Keine Antwort mehr
Der Pilot gibt seine Koordinaten durch, die Frau im Tower versucht ihn zu navigieren, fragt nach der Höhe. Der Pilot: „9 mil pies señorita“, 9000 Fuß (2740 Meter). Er fordert wieder: „Vectores, vectores.“Die Lotsin: „Sie sind 8,2 Meilen von der Piste entfernt.“Das sind 13,2 km . Dann fragt sie: „Welche Höhe jetzt?“Keine Antwort. „Welche Position LaMia 933?“Keine Antwort. Im Tower ist sofort klar, was das bedeutet – der tiefe Schock ist auf den Mitschnitten quasi zu hören.
Nach dem Unglück hat Bolivien der Airline Lamia die Lizenz entzogen.