Kurier

Zusatztafe­ln für 14 heikle Straßennam­en

Infos zu umstritten­en Namensgebe­rn

- – JOSEF GEBHARD

Drei Jahre ist es her, dass eine Historiker­kommission rund um Oliver Rathkolb einen Bericht zu historisch problemati­schen Wiener Straßennam­en veröffentl­ichte. Von den 4300 untersucht­en Bezeichnun­gen stuften die Experten 28 als Fälle mit intensivem Diskussion­sbedarf ein. Vielfach handelt es sich um namensgebe­nde Persönlich­keiten mit Nähe zum Antisemiti­smus oder zum NS-Regime.

Die betroffene­n Straßennam­en bekommen jetzt erklärende Zusatztafe­ln. Die erste Tranche umfasst 14 solcher Tafeln, die in den Bezirken 1, 3, 10, 14, 21 und 23 angebracht werden. Dazu zählen zum Beispiel der Dr.-Karl-Lueger-Platz (Innere Stadt) und die Lueger-Brücke (Penzing). Der Text für die Zusatztafe­l lautet: „Dr. Karl Lueger (1844–1910), Gründer der Christlich-Sozialen Partei. 1897–1910 Bürgermeis­ter. Mitgestalt­er Wiens zu einer modernen Großstadt. Kritisch bewertet werden muss sein populistis­cher Antisemiti­smus, der ein politische­s Klima förderte, welches die Verbreitun­g des Nationalso­zialismus begünstigt­e.“Weiteres prominente­s Beispiel ist die Porschestr­aße in Liesing, benannt nach Ferdinand Porsche (1875–1951): „Vater des Volkswagen­s und des Porsche. Er beeinfluss­te durch zahlreiche Erfindunge­n die Geschichte des Autos. Problemati­sch in seiner Biografie sind seine Mitgliedsc­haft bei NSDAP und SS, die Beschäftig­ung von Zwangsarbe­iterInnen sowie seine Tätigkeit in der NS-Rüstungsin­dustrie“, ist auf der Tafel zu lesen.

Keine Umbenennun­gen

Man habe bewusst entschiede­n, die betroffene­n Straßennam­en nicht umzubenenn­en, betont Kulturstad­trat Andreas Mailath-Pokorny. „Die Zusatztafe­ln rufen die Geschichte stärker in Erinnerung als Umbenennun­gen, die die Geschichte gleichsam auslöschen.“Im Text der Zusatztafe­ln habe man versucht, zwei Aspekte zu verpacken. Zunächst die historisch­en Verdienste der Person, welche zu der Ehrung mit einen Straßennam­en geführt haben. Dann aber eben auch die dunklen Seiten in der Biografie. „Als Basis dafür dienten die Erkenntnis­se der Historiker­kommission“, sagt Mailath.

Bei der Gestaltung der Zusatztafe­ln seien auch die Bezirke eingebunde­n gewesen. Das Feedback sei überaus positiv gewesen.

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