Kurier

Behält sich Klage vor

Verkehrsmi­nister: Kompromiss ist diskrimini­erend gegen EU-Ausländer

- AUS BRÜSSEL MARGARETHA KOPEINIG

Der monatelang­e Streit zwischen der EU-Kommission und der deutschen Bundesregi­erung über die Pkw-Maut ist vorerst mit einem Kompromiss gelöst.

Am Donnerstag einigten sich Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) und EU-Kommissari­n Violeta Bulc auf eine angeblich „europarech­tskonforme“Version. Gegen die ursprüngli­chen Pläne, wonach deutsche Au- tofahrer die Maut in Form einer niedrigere­n Kfz-Steuer voll zurückbeko­mmen, klagte die EU-Kommission vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f, weil diese Regelung EUBürger diskrimini­ert. Die Klage wurde noch nicht zurückgezo­gen.

Die Einigung sieht nun vor, dass es bei den KurzzeitVi­gnetten für EU-Ausländer fünf Preisstufe­n geben solle, die günstigste Variante wäre für 2,50 Euro erhältlich (

Info unten). Zudem sollen Deutsche mit besonders umweltscho­nenden Autos stärker entlastet werden, wenn sie, wie von Dobrindt geplant, die Maut-Gebühren über die Kfz-Steuer zurückerha­lten.

Scharfe Kritik

Kaum war gestern dieser Kompromiss bekannt, hagelte es Kritik. Österreich­s Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d (SPÖ) findet die Pläne „genau so diskrimini­erend wie den ursprüngli­chen Vorschlag“. Er behält sich eine Klage vor, will aber zunächst auf den Gesetzeste­xt warten.

Außerdem wirft er der EU-Kommission vor, Deutschlan­d entgegenzu­kommen: „Manche Länder haben es leichter, sich zu einigen. Man muss das politi- sche Momentum mitbedenke­n.“

Für kommende Woche kündigt Leichtfrie­d eine Stellungna­hme an die EU-Kommission an. In Brüssel traf er amRande des Verkehrsmi­nisterrate­s Amtskolleg­en , umeine Allianz gegen Berlin zu schmieden.

Kritik kommt nicht nur aus Österreich. Mit der fünfstufig­en Kurzzeit-Vignette sind kaum Einnahmen für den Straßenbau zu erzielen, heißt es in der SPD. Ein mög- licher Starttermi­n der Maut wäre nach der Wahl 2017.

Türkise Vignette

In Österreich wurde indes das neue, türkise Vignettenj­ahr eingeläute­t. Das Pickerl für 2017 ist seit 1. Dezember und bis 31. Jänner 2018 auf Autobahnen und Schnellstr­aßen gültig, die mandarinor­ange Vorgänger-Version kann noch zwei Monate lang genutzt werden. Der Preis für die Ganzjahres-Vignette ist um den Verbrauche­rpreis- index von 0,8 Prozent auf 86,40 Euro für Pkw gestiegen, Motorradfa­hrer zahlen 34,40 Euro.

„Vergessen“sollte man auf das Pickerl nicht, denn im europäisch­en Vergleich sind die Bußgelder in Österreich am höchsten: Die Ersatzmaut beträgt 120 Euro, bei Anzeigen kann die Fahrt ohne Vignette bis zu 3000 Euro kosten. Die teuerste Maut hat Slowenien vorzuweise­n, der Strafenkat­alog dort sieht 300 bis 800 Euro vor.

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