Virtuos und erst spät packend
Die Prog-Rock-Helden King Crimson im ausverkauften Wiener Museumsquartier
Prog-Rock entstand in den 60er-Jahren: Musik, die die simplen, geradlinigen Strukturen des Rock mit Einflüssen aus der Klassik und dem Jazz erweiterte. Mit dem Album „In The Court Of The Crimson King“etablierte sich die Band King Crimson 1969 als eine der bestimmenden Größe dieses Genres.
Mittwoch war die Gruppe um Gitarrist Robert Fripp in Wien. Von Anfang an klang das Septett bei dem Auftritt im ausverkauften MQ beeindruckend. Erst im zweiten Teil aber auch bewegend und mitreißend.
Es ist das alte Problem von Prog-Rock: Man braucht Musiker, die ihre Instrumente souverän beherrschen. Die hat der 70-jährige Fripp: Drei Schlagzeuger, die perfekt zusammenspielen, egal ob synchron oder einander ergänzend. Dazu MeisterBassist Tony Levin und Sänger/Gitarrist Jakko Jakszyk mit einer in den Höhen und Tiefen reinen, warmen Stimme. Derart versierte Musiker wollen allerdings auch zeigen, was sie können, viele Töne schnell spielen, lieber clever als einnehmend wirken.
Dazu hatten sie in der ersten Hälfte des dreistündigen Wien-Konzertes ausgiebig Gelegenheit.
Kehrtwendung
Denn sperrige Stücke wie „Easy Money“oder „The Letters“sind typisch für den Stil von King Crimson: Ein kom- plexer Song-Auf bau mit rhythmischen Wechseln, Brüchen in der Dynamik, jazzigen oder mystischen Einschüben und einer Kehrtwendung weg vom Gefälligen, wenn der Song mal in eine gewinnende Melodie gestolpert ist.
All das ist beeindruckend in der Virtuosität, in der es dargeboten wird, hat aber erstmal nichts Verbindliches, nichts Einbindendes. Ein Kunstwerk, das man bewundert – aber kaum spürt. Erst mit der Schlichtheit der hymnischen Ballade „Epitaph“kommt Feeling auf.
Anders nach der Pause: Da bringen King Crimson auf einmal auch in die verflochtenen und eckigen Strukturen von Songs wie „Indiscipline“mitreißende Vitalität. „Red“, die Fusion aus Hard-Rock und Jazz, ist ein faszinierender Höhepunkt. Auch weil dann nach zwei Stunden ohne jede Lichtshow die Bühne anstatt blau/weiß plötzlich grellrot ist. Die Fan-Favoriten „Starless“und „21st Century Schizoid Man“sind danach ein Triumphzug, der das Publikum am Ende doch noch nicht nur verblüffen, sondern auch berühren kann.
KURIER-Wertung: