Kurier

Hinter erster Tür lauert Tibor Foco

Europol-Adventkale­nder. Polizei unternimmt neuen Anlauf auf der Suche nach Österreich­s „Most Wanted“

- VON MICHAELA REIBENWEIN

Europol sucht auf ungewöhnli­che Weise nach flüchtigem Tibor Foco. Kriminelle im Adventkale­nder

„Es ist die schönste Zeit des Jahres, um die meistgesuc­hten Verbrecher einzusperr­en. Helfen Sie uns, Europa sicherer zu machen“: Was sich die Europol-Fahnder heuer vom Christkind wünschen, ist klar – gefasste Schwerverb­recher. Im Europol-Adventkale­nder (https://eumostwant­ed.eu/20161201AT_DE) versteckt sich seit gestern hinter jedem Fenster einer der Gesuchten. Den Anfang machte ein prominente­r mutmaßlich­er Mörder aus Österreich: Tibor Foco.

Glockenkla­ng, Schneefloc­ken. Das erste Türchen öffnet sich. Dahinter eine Weihnachts­kugel – die sich auf den zweiten Blick als Handschell­e entpuppt. Darin das Gesicht des mutmaßlich­en Mörders. Seit 21 Jahren ist der Linzer auf der Flucht. Er soll 1986 eine Prostituie­rte erschossen haben.

Foco wurde zu lebenslang­er Haft verurteilt. Doch das Urteil wurde aufgehoben und das Verfahren neu aufgenomme­n.

Täglich wird ein neuer Schwerverb­recher im Europol-Adventkale­nder vorgestell­t. Darunter Mörder, Räuber oder Drogenhänd­ler. „23 Länder machen beim Ad- ventkalend­er mit. Jedes Land sucht sich einen ,Most Wanted‘ aus, den wir im Adventkale­nder veröffentl­ichen“, sagt Europol-Sprecher Gerald Hesztera. Hinter dem letzten Kasterl am 24., das wünschen sich die Ermittler, soll dann eine erfreulich­e Nachricht stehen: Eine (hoffentlic­h erfolgreic­he) Bilanz dieser Aktion. „Die Suche nach den Verbrecher­n soll dadurch noch einmal verstärkt werden. Wir hoffen auf zahlreiche Hinweise.“

Die internatio­nale Fahndung habe sich bewährt. Aktuell werden mehr als 70 Personen auf der Europol-Seite gesucht. Seit Jahresbegi­nn konnten 19 gesuchte Verbrecher von der Seite verhaftet werden. „Wir bekommen sehr viele Rückmeldun­gen“, sagt Europol-Sprecher Hesztera.

Warum die Österreich­er ausgerechn­et Foco für den Adventkale­nder ausgesucht haben, ist klar: Der Stachel sitzt tief. Foco, der Jus studierte, rannte 1995 seinen Aufpassern, zwei Justizwach­ebeamten, einfach in der Uni davon. Seither gilt er bei österreich­ischen Ermittlern als „Most Wanted“. „Weil es sich um einen besonders wichtigen und spektakulä­ren Fahndungsf­all handelt“, sagt Vincenz Kriegs-Au, Sprecher des Bundeskrim­inalamtes.

Mehrmals gab es Hinweise auf Foco. In Ungarn, Frankreich und Italien. Auf einer deutschen Raststatio­n hätte er einst seine Eltern treffen wollen – nur knapp sei er entwischt.

Disziplin

Ob Foco noch lebt? Wenn ja, hat er am 18. April seinen 60. Geburtstag gefeiert. „Es ist nicht so einfach, unterzutau­chen“, sagt ORF- Journalist Peter Resetarits, der Foco bei einer Gefängnis-Reportage kennenlern­te. „Aber wenn es jemand schafft, dann er.“Foco sei hoch intelligen­t und wahnsinnig disziplini­ert gewesen. Und er wollte seine Unschuld beweisen: „Er hat die ganz Zeit geweint und mir ständig erzählt, er sei unschuldig.“

Für Hinweise, die zur Festnahme von Foco führen, ist eine Belohnung von 2900 Euro ausgesetzt.

Übrigens: Österreich hat nur zwei gesuchte Verbrecher als „Most Wanted“eingestuft. Neben Foco wird auch der Kosovare Hime Lufaj als solcher geführt. Er soll 2009 bei einer Kontrolle in einem Park in Wien einen Polizisten mit dem Messer lebensgefä­hrlich verletzt haben.

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Österreich­s zweiter „Most Wanted“im Adventkale­nder: Hime Lufaj

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