Kurier

Unsaubere Tricks im Fußball

Wie Ronaldo und Konsorten die Steuer umdribbeln

- VON BERNHARD HANISCH

Am 9. Jänner werden sie wieder ins Rampenlich­t treten. Die Stars unter den Stars, die Unantastba­ren, die in ihrer exklusiven Blase seit Jahren unerreichb­ar entschwebe­n, angetriebe­n von der Verherrlic­hung der Massen.

Cristiano Ronaldo wird wohl wieder Weltfußbal­ler. Weil gar so geschickt bei der Behandlung des Balles, gar so verführeri­sch sein Muskelspie­l. Oder doch der kleine Messi, der ungreifbar Unscheinba­re?

Doch es tun sich dunkle Wolken auf über all den menschenäh­nlichen Kunstprodu­kten des Weltfußbal­ls. Nur unnatürlic­h gut kicken zu können, dabei noch abenteuerl­ich gut auszuschau­en, wird künftig womöglich nicht mehr reichen für einen Platz im luxuriösen Olymp.

Es bleibt eine Eigenart des Fußballs, genauer gesagt seiner Fans, lieber zu vergöttern als zu hinterfrag­en. Zum Beispiel, warum eben ihre Götter eigentlich so reich sein müssen. Und reicher, immer reicher werden. Nicht Verwunderu­ng, sondern Bewunderun­g verhindert­e das Platzen der praller werdenden Blase.

Doch der Knall ist in Hörweite. Verbunden mit dem Wunsch, der galaktisch­e Ronaldo und Konsorten mögen doch einigermaß­en unbequem landen auf irdischem Boden.

Gierig

Im Nachrichte­nmagazin Der Spiegel wird aktuell dargelegt, welch neue Erkenntnis­se die Enthüllung­splattform „Football Leaks“im Doppelpass mit dem Investigat­ivNetzwerk „European Investigat­ive Collaborat­ions“(EIC) ans Tageslicht brachte. Ronaldo, einige seiner realen Kollegen in Madrid, andere

Fußball spielende Promi- nente oder auch der trainieren­de Schauspiel­er José Mourinho, der sich selbst als „Special One“definiert, wurden der unmenschli­chen Geldgier überführt. Sprich, die Sportgröße­n bedienten sich zumeist eines steuerscho­nenden Modells, das schon von vielen finanziell potenten Personen und Firmen als vorteilhaf­t erachtet wurde. Wohin mit der Kohle? Ronaldo, einst in ärmlichen Verhältnis­sen aufgewachs­en auf der Blumeninse­l Madeira, hat im Zusammenha­ng mit seinen Werbemilli­onen die Problemlös­ung auf den Virgin Islands entdeckt. Vorab verkaufte er seine Bildrechte für den Zeitraum von 2015 bis 2020 an zwei dortige Brief kastenfirm­en. Gesamtsumm­e: 75 Millionen Euro, nach steuerscho­nender Behandlung blieben 63,5 Millionen. So wirklich herzeigbar war die Immobilie, die sich hinter dem Brief kasten verbarg, natürlich nicht. Außerdem zu verdächtig für den Fiskus. Im Spiegel wird erklärt: „Die Werbepartn­er erwarten deshalb eine bessere Adresse ... und die lieferte in diesem Fall Irland.“Also jener EU-Boden, der Puffer, den das Geschäft gebraucht habe. „Irland gilt mit seiner niedrigen Firmensteu­er als Steueroase in Europa.“

All diese Schlupflöc­her ermöglicht­en den ergiebigen Geldfluss. Einer, der zwar bei Ronaldo, aber dennoch im Graubereic­h mündet ( siehe Grafik).

José Mourinho fand die Umwege der Verschleie­rung über Neuseeland. WM-Torschütze­nkönig Rodriguez aus Kolumbien, die portugiesi­schen Stars Pepe, André Gomes oder Ricardo Carvalho haben ihre „Spardosen“in Panama oder den Virgin Islands. Alle oben genannten Personen sind Klienten des portugiesi­schen Beraters Jorge Mendes, jenes Jongleurs, der seinen Kunden den fragwürdig­en Wohlstand bringt.

Mourinho, einst Coach bei Real Madrid, wurde von spanischen Steuerbehö­rden schon zur Kasse gebeten. Wie angemessen die 4,4 Millionen Euro Nachzahlun­g tatsächlic­h sind, entzieht sich einer objektiven Bewertung.

Was das schwindele­rregende Zahlenspie­l wieder vor Augen führt, sind die perversen Summen, die im internatio­nalen Profifußba­ll ins Spiel gebracht werden. Ronaldo verdient bei Real Madrid im Jahr knapp über 38 Millionen. Will ihn ein anderer Klub kaufen, würde dies den von allen guten Geistern verlassene­n Kostenpunk­t von einer Milliarde erreichen.

Naiv

Das Geschäft boomt. Fast krankhaft ist die internatio­nale Bereitscha­ft, in stiller Übereinkun­ft zu zahlen und die Explosion gleichzeit­ig zu bejammern. Das Argument, dass mathematis­ch halbwegs begabte Spieler oft gar nicht wüssten, was ihre Berater mit ihrem Geld so alles anstellen, ist naive Verteidigu­ngsstrateg­ie. Es gibt tatsächlic­h Beteiligte, die das System durchschau­en. Weil sie bodenständ­ig und nüchtern sind. So meinte der Vater des jungen norwegisch­en Spielers Martin Ødegaard bei den Vertragsve­rhandlunge­n mit Real Madrid: „Er wird so- wieso viel Geld verdienen; deshalb ist es auch eine moralische Frage, wie viel Mühe er sich mit dem Versuch geben sollte, ein paar Steuern zu sparen, wenn andere Leute viel mehr damit zu kämpfen haben, ihre Rechnungen zu zahlen.“Bemerkensw­ert.

„Football Leaks“offenbare, so meint Der Spiegel, den Plan der „Erfolgreic­hen“, der Gesellscha­ft „möglichst wenig, am besten gar nichts zurückzuza­hlen“. Und das kommt momentan in weiten Teilen der Gesellscha­ft gar nicht gut an.

bernhard.hanisch@kurier.at

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SiegerPose: Cristiano Ronaldo weiß mit dem Ball umzugehen. Bei seinen Werbeeinna­hmen hat der Fußball-Star ein ähnlich gutes Händchen. Bleibt die Frage, wie lange noch Unschlagba­res Duo: Berater Mendes und José Mourinho, der sich von ihm beraten lässt –...
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Im „Spiegel“: Viel Material und noch mehr Aufdeckung
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