Kurier

Zwei Flüchtling­e starben auf rollender Landstraße

Drei Migranten wurden auf Waggon von Lkw überrollt. Ein Mann und eine Frau sind tot.

- VON WOLFGANG ATZENHOFER

Es war nur eine Frage der Zeit. Der illegale Versuch dreier afrikanisc­her Flüchtling­e, auf der rollenden Landstraße von Italien nach Deutschlan­d zu gelangen, endete in der Nacht zum Samstag in Tirol mit einer Tragödie. Ein Mann und eine Frau wurden getötet, als zwei Lkw in Wörgl über die wahrschein­lich bereits leblosen Körper am Waggon fuhren. Ein dritter Mann überlebte schwer verletzt. Die Zahl der Flüchtling­e, die zuletzt auf Zügen vom Süden Europas nach Deutschlan­d zu gelangen versuchen, hat zugenommen.

Die Migranten, die keine Dokumente bei sich hatten, dürften sich in Trient oder auf der italienisc­hen Seite des Brenners unter den Lastern auf dem Niederflur­waggon versteckt haben. Beim Entladen in Wörgl entdeckte ein Chauffeur Samstag um ein Uhr Früh zunächst den Schwerverl­etzten und dann die beiden überrollte­n To- ten. „Wir vermuten, dass die Opfer aufgrund der Kälte bewusstlos oder schon tot waren“, sagt Hubert Baldemair von der Polizei in Wörgl.

Versteck

Vor dem Entladen wurden die beiden Lkw gestartet und rund 15 Minuten am Stand laufen gelassen, um Bremsdruck aufzubauen. Zeit genug, damit die Flüchtling­e ihre Verstecke verlassen hätten können, glaubt der Polizeibea­mte. Die drei Migranten waren bei der Fahrt schweren Minusgrade­n ausgesetzt. In Wörgl wurden zur Zeit ihres Auffindens minus zwei Grad gemessen. Allein die Fahrt vom Brenner dauerte bei eisigem Fahrtwind über eine Stunde.

Die Klärung der Todesursac­he und der Identität der Opfer hat das Landeskrim­inalamt Tirol übernommen. Die Obduktion der zwei Toten wurde angeordnet.

Der äußerst tragische Vorfall müsse weitere Konsequenz­en für die Kontrolle auf der Brenner-Bahnstreck­e haben, meint ÖBB-Sprecher Rene Zumtobel. Am Montag werde es darüber Gespräche in Wien geben. Wie berichtet, starteten Exekutive und ÖBB am vergangene­n Freitag Kontrollen von einzelnen Güterzügen am Bahnhof in Innsbruck, um illegal mitreisend­e Migranten ausfindig zu machen. Zuvor hatten die deutschen Behörden begonnen, Züge kurz nach der Grenze zu durchsuche­n, und damit große Verzögerun­g im Zugverkehr verursacht. 180 Migranten sollen in den vergangene­n zwei Monaten in Deutschlan­d aufgegriff­en worden sein. Der Unglückszu­g war unkontroll­iert geblieben, weil er vom Brenner bis Wörgl durchfuhr.

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Feuerwehr und Rettungskr­äfte mussten am Bahnhof Wörgl zwei Tote und einen Schwerverl­etzten bergen

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