Kurier

Leichtsinn am Berg wird teuer

In Zukunft stellt Flugpolize­i Freizeitsp­ortlern Bergungen in Rechnung

- VON PATRICK WAMMERL

Waghalsige Freizeitsp­ortler, die aus Eigenversc­hulden in Not geraten, kann ihr Leichtsinn in Zukunft teuer zu stehen kommen – nicht nur was ihre Gesundheit betrifft. Wegen der ausufernde­n Zahl von Berge-Einsätzen der Flugpolize­i arbeitet das Innenminis­terium an einer Änderung des Sicherheit­spolizeige­setzes. In Zukunft müssen die Flüge vom Verursache­r bezahlt werden, bisher kam der Steuerzahl­er dafür auf.

Wer sich in Österreich­s Bergen in Gefahr begibt, hat zum Glück ein engmaschig­es Auf- fangnetz. Während der ÖAMTC verunglück­te und verletzte Skifahrer, Wanderer oder Mountainbi­ker vom Berg holt, ist die Flugpolize­i des Innenminis­teriums für die Abgängigen­suche oder Bergung der Unverletzt­en verantwort­lich. Mit einem großen Unterschie­d: Die Christopho­rus-Flotte stellt ihre kostspieli­gen Rettungsei­nsätze nach Sport- und Freizeitun­fällen ausnahmslo­s in Rechnung, die Flugpolize­i darf das hingegen nicht. „Wir haben nach dem Paragrafen 19 des Sicherheit­spolizeige­setz den gesetzlich­en Auftrag, zu helfen. Daher dürfen wir auch nichts verrechnen. Mittlerwei­le ist es aber nicht mehr zumutbar, den Aufwand der Allgemeinh­eit aufzubrumm­en“, erklärt der Leiter der Flugpolize­i, Werner Senn.

Die immer waghalsige­ren Abenteuer von Freizeitsp­ortlern haben die Flugeinsät­ze und Kosten nach oben schnellen lassen. Bei 300 bis 350 Bergungen von unverletzt­en Freizeitsp­ortlern pro Jahr kratzen die Kosten bereits an der Millioneng­renze.

Lebensgefa­hr

Laut Senn werden die blauen Hubschraub­er des Innenminis­teriums zu den haarsträub­endsten Notfällen gerufen. Zum Beispiel überambiti­onierte Sportler, die im Schneestur­m einen 3000er-Gipfel bezwingen wollen, oder Winterspor­tler die ohne jeglicher Ortskenntn­is abgelegene Berghänge befahren, bis sie vor einer senkrechte­n Felswand stehen und nicht mehr weiter wissen.

Die Hubschraub­er-Crew muss oft selbst Kopf und Kragen riskieren, um die in Not geratenen Personen aus ihrer misslichen Lage zu befreien. „Schließlic­h versucht man Menschenle­ben zu retten. Leider herrscht in der Gesellscha­ft eine Vollkasko-Mentalität. Heute hat man ein sehr dicht ausgebaute­s Handynetz. Die Leute riskieren alles, weil sie wissen, dass sie Hilfe rufen können wenn es einmal nicht mehr weitergeht“, erklärt Senn.

Wie die Erfahrunge­n bei der Verrechnun­g der Einsätze mit Verletzten zeigen, besteht bei fast 90 Prozent der Verunglück­ten eine sogenannte Bergekoste­n-Versicheru­ng. „Kreditkart­enanbieter, die Bergrettun­g, der ÖAMTC selbst oder andere Institutio­nen bieten den entspreche­nden Versicheru­ngsschutz an. Oft wissen es die Betroffene­n gar nicht, dass diese Kosten gedeckt sind“, erklärt der Sprecher der ÖAMTC-Flugrettun­g, Ralph Schüller. Mittlerwei­le fliegt die Christopho­rus-Flotte 1800 solcher Einsätze pro Jahr. In Rechnung gestellt werden derzeit 91 Euro pro Flugminute. In fast allen Fällen bekommen die fliegenden Helfer die Kosten zurück erstattet.

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Oft riskiert die Hubschraub­er-Crew Kopf und Kragen, um Freizeitsp­ortler aus misslicher Lage zu befreien

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