Wenn das Einkaufen abgegeben wird
Personal Shopper helfen nicht nur bei der Kleider-, sondern auch bei Geschenkewahl
„Ich weiß, dass sie Rosa und Rottöne mag“, sagt Kristina Radon und greift nach einer hübsch verpackten rosa Seife. „Ein Wellness-Paket habe ich im Kopf, das würde ihr ganz gut gefallen.“Sie streift durch die verschiedenen Läden im Einkaufszentrum, die sie wie ihre Westentasche kennt. Eine halbe Stunde später trifft sie ihre Kundin (die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte). Die Kundin ist Mitte 50 und sucht ein Weihnachtsgeschenk für eine Freundin: „Ich kenne sie nicht so gut, hab nur ein paar Anhaltspunkte, aber will ihr was zu Weihnachten schenken.“
Deshalb hat sie Radon beauftragt. Radon ist Personal Shopperin. Jetzt in der Weihnachtszeit hat die Einkäuferin besonders viele Anfragen: „Die Menschen bitte mich um Hilfe bei der Auswahl von Outfits für die Weihnachtsfeiern oder ersuchen mich, dass ich bei der Weihnachtsgeschenksuche behilflich bin.“Radon bevorzugt es, gemeinsam mit den Kunden einkaufen zu gehen, da eine gewisse Beziehung zu den Kunden zu besseren Ergebnissen führe.
Zeitmangel
Die Erledigungen im Weihnachtsgeschäft stellen für Radon aber eher die Ausnahme dar. Im Alltag kümmert sie sich vordergründig um Kleidung. Bevor es zum tatsächlichen Shoppen geht, macht Radon eine Stil- und Farbberatung, sowie einen sogenannten Kleiderkastencheck, wo geschaut wird, welches Gewand bereits vorhanden ist und was aussortiert werden kann. „Die zwei wichtigsten Gründe, warum sich Menschen an Personal Shopper wenden, sind Unsicherheit und Zeitmangel“, erklärt Radon. Die Kunden sind vornehmlich weiblich und reichen von der 25-jährigen Kindergärtnerin über die 55-jährige Businessfrau bis zur Pensionistin.
In der Vorweihnachtszeit geht es den Kunden vor allem um Zeitersparnis. Die Personal Shopperin informiert sich vorab, was infrage kommt, geht schon zuvor in die Geschäfte, legt Produkte zurück, und wenn der Kunde kommt, führt der Weg gezielt zu den Geschenken. Er muss dann nur mehr ja oder nein sagen.
„Die Idee stammt aus den USA, dort ist es eine Riesensache, auch in Deutschland sind Personal Shopper sehr groß. In Österreich hat das Ganze erst vor etwa eineinhalb Jahren begonnen und wird seither populärer“, sagt Sabine Staudinger, Bundesvorsitzende der Farb-, Typ- und Stilberatung in der WKO. „Dass ganze Weihnachtslisten an Personal Shopper abgegeben werden, gibt es bei uns aber noch nicht. In Deutschland und den USA ist es bereits Usus, ich könnte mir vorstellen, dass es auch in Österreich bald kommt“(siehe Zusatzbericht).
45 Euro pro Stunde
In Österreich sind 113 Menschen in der Farb- und Stilberatung tätig. Wie viele davon jedoch Personal Shopper sind, kann laut WKO nicht gesagt werden. Die steigende Nachfrage führt aber dazu, dass das BFI erstmals einen eigenen Kurs „Personal Shopper“anbietet. Ab 9. Juni kommenden Jahres werden in 64 Übungseinheiten die wichtigsten Inhalte gelehrt: Von Kleiderschrankmanagement über Farb- und Stilberatung bis Selbstmarketing.
Kristina Radon hat den Schritt in die Selbstständigkeit bereits gewagt. Nach etwa drei Stunden beenden sie und ihre Kundin die Suche nach Weihnachtsgeschenken inklusive dazu passender Verpackung – eine Stunde gemeinsames Shoppen kostet 45 Euro. Bei Staudinger kostet ein komplettes Tagespaket mit Beratung und Shoppen 500 Euro. Die meisten Kunden bleiben aber langfristig erhalten.