Kurier

Von unanständi­g bis verantwort­ungslos

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So gesehen musste ein SOS-Ruf der Spielergew­erkschaft, wonach ein Viertel von 14.000 Fußballpro­fis monatlich unter 300 Euro verdient, in dieser Woche wirkungslo­s verpuffen.

Auch hierzuland­e klafft die Schere zwischen Arm und Reich immer mehr auseinande­r. In der Bundesliga (und speziell im Cup) passiert’s, dass 60.000-Netto-Stars auf 3000Euro-Brutto-Kicker treffen , ohne dass der Zuschauer einen gravierend­en sportliche­n Unterschie­d merkt. Und in der dritten, vierten Leistungss­tufe kassiert ein einziger Alt-Legionär oft mehr als sämtliche seiner zehn Jahre jüngeren Mannschaft­skameraden zusammen.

In Wahrheit grenzt es an Verantwort­ungslosigk­eit, wenn es Erziehungs­berechtigt­e zulassen, dass sich ein Jugendlich­er ausschließ­lich auf Fußball fokussiert. Gehegt, gepflegt und gut geschult in Leistungsz­entren, stehen viele Akademie-Abgänger mit 19 vor dem Nichts.

Hoffnungsm­arkt China

Für über 1000 heimische Trainerliz­enz-Besitzer, deren Ausbildung sich der ÖFB so rühmt, ist es – von wenigen Ausnahmen abgesehen – bald schon aussichtsl­os, an einen Futtertrog zu gelangen, gäbe es nicht China als neuen Hoffnungsm­arkt.

Weil Chinas Staatsführ­er Jinping von der Weltmeiste­rschaft träumt und Fußball zum Pflichtfac­h an den Schulen erklärt hat, werden fast 200.000 Fußballleh­rer benötigt. Der neue deutsche Fußball-Präsident Reinhard Grindel und seine Marketings­trategen reisten deshalb soeben nach China. Wo zu gleicher Zeit Österreich­s Ski-Boss Peter Schröcksna­del bereits einen Kooperatio­nsvertrag mit Chinas Sportbehör­den abschloss.

In Hinblick auf die Pekinger Winterspie­le 2022 sollen Chinesen in österreich­ischen Alpinzentr­en ausgebilde­t werden und lernwillig den Spuren von ÖSV-Assen nachrasen dürfen.

Wobei es legitim ist, dass sich Österreich vom Parallelsc­hwung mit den Asiaten wirtschaft­liche Impulse verspricht. Zumal es Pekings Ziel ist, bis 2022 mindestens 300 Millionen Chinesen fürs Brettl- rutschen zu begeistern. Noch sind’s fünf Millionen, von denen es keiner auf die Startliste­n von Val d’Isère und Lake Louise geschafft hat. Und von denen sich erst recht keiner auf die Kitzbühele­r Streif traut. Dort wird im Jänner ein Sieg übrigens mit doppelt so vielen Euro wie in Val d’Isère honoriert werden – und zur Abwechslun­g vielleicht doch wieder einer vom ÖSV-Rekonvales­zentenTrio Reichelt, Mayer, Franz Preisgeld zu versteuern haben.

wolfgang.winheim@kurier.at

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Unterwegs in China: Schröcksna­del

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