Als hätte es die Causa Peter Noever nie gegeben
Die Reisen der Museumsdirektoren
Der Kulturministerin immer wieder Blumen zu schicken, hatte sich als richtige Strategie erwiesen: Im Sommer 2008 verlängerte Claudia Schmied den Vertrag von MAK-Direktor Peter Noever noch ein weiteres Mal – bis Ende 2011. Und doch war es töricht gewesen, nicht mit 67 in Pension gegangen zu sein. Denn im Oktober 2010 erhob Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen, massive Vorwürfe gegen Noever, die sich als relevant herausstellten. Im Februar 2011 trat der Langzeitdirektor zurück.
Und im Mai 2011 begann der Rechnungshof (RH) mit seiner Prüfung. Er stellte u. a. fest, dass die zehn Geburtstagsfeiern für Noevers Mutter im MAK rund 172.000 Euro kosteten. Aber wir müssen das nicht wieder auf kochen. Noever tat Buße.
Ein Punkt aber sei in Erinnerung gerufen: Zwischen 2001 und 2010 war Noever im Durchschnitt 79 Tage pro Jahr auf Dienstreise. Der RH bezeichnete die Anzahl – im Verhältnis zu den durchschnittlich 221 Arbeitstagen – wie auch die durchschnittlichen Reisekosten von 81.000 Euro pro Jahr als „sehr hoch“: Nach seiner Ansicht entsprach die Reisetätigkeit Noevers angesichts der „oftmals erwähnten angespannten finanziellen Situation des MAK nicht dem Grundsatz der Sparsamkeit“.
Eigentlich dachte man, dass Noever den übrigen Direktoren ein warnendes Beispiel sei – und dass man in den Museen penibler auf die Kosten achten würde. Aber dann kam heraus, dass Agnes Husslein-Arco den Arbeitsplatz im Sommer an den Wör- ther See verlegte – und die Kosten für die Flüge nach Wien in Rechnung stellte.
Ihr Tratsch-Partner fragte sich, wie die anderen Direktoren es mit den Dienstreisen hielten. Auf seine Anregung hin brachte Zinggl Ende September eine parlamentarische Anfrage an Kulturminister Thomas Drozda ein. Die Antwort liegt nun vor. Und sie verblüfft: Manche Direktoren reisen, als hätte es nie eine Causa Noever gegeben. Klaus A. Schröder, Chef der Albertina, war 2013 bis 2015 durchschnittlich 69,33 Tage jährlich auf Reisen, HussleinArco 65,33 Tage und NoeverNachfolger Christoph ThunHohenstein 64,33 Tage.
Die drei verursachten auch die höchsten Kosten pro Reisetag. Im Jahr 2015 kamen 70 Schröder-Reisetage auf 49.160 Euro (also 702 Euro pro Tag), 65 Husslein-Reisetage auf 39.097 Euro (also 601 Euro pro Tag) und 65 Thun-Hohenstein-Tage auf 33.109 Euro (also 509 Euro pro Tag). Vorne mit dabei ist noch die Doppelspitze des KHM mit 625 Euro pro Tag.
In seiner Antwort weist Drozda darauf hin, dass er derzeit ein „Weißbuch Bundesmuseen“erstellen lässt. Zinggl hält sich daher zurück: „Ich freue mich, dass der Minister die Reformbedürftigkeit von Reisen der Geschäftsführungen in den Bundesmuseen erkannt hat, und hoffe, dass er auch die Prämien, die den Direktoren und Direktorinnen zusätzlich zu ihren Gehältern ausgeschüttet werden, überdenkt, wie er das nach der Kritik dazu im RH-Ausschuss angekündigt hat.“
Dass man auch weit sparsamer mit Steuergeld umgehen kann, bewies Karola Kraus, die Direktorin des mumok: Sie war durchschnittlich 22,17 Tage pro Jahr auf Dienstreise, 2015 kam jeder Tag auf 301 Euro. Sie verursachte damit nur etwa ein Zehntel der Kosten, die Schröder in Rechnung stellte. Klingt fast unglaublich.
thomas.trenkler@kurier.at