Kurier

„Musik macht die Menschen schlauer“

- VON JOSEF ERTL

„Herr Landeshaup­tmann, ich kann Ihnen zu der Struktur, die Sie hier haben, nur gratuliere­n.“Diese Worte des deutschen Gehirnfors­chers Manfred Spitzer waren Musik in den Ohren von Josef Pühringer. Der bekannte Wissenscha­fter war Dienstagab­end auf Einladung des Landesmusi­kschulwerk­s und der Anton Bruckner Privatuniv­ersität zu Gast im Saal des Kaufmännis­chen Vereinshau­ses, der bis auf den letzten Platz gefüllt war. Pühringer gab bei Spitzer eine wissenscha­ftliche Studie in Auftrag, die die Auswirkung­en der 157 Landesmusi­kschulen auf die 57.000 Musikschül­er untersuche­n soll.

Konzentrat­ion

Die wichtigen Fächer in der kindlichen Frühbildun­g sind laut Science Magazine Musik, Sport Theaterspi­elen und mit den Händen etwas machen. Spitzer: „Wenn Kinder zeichnen, nimmt ihre Konzentrat­ionsfähigk­eit zu. Wenn die Kinder Tierfilme sehen, ändert sich nicht viel. Wenn es Kinderprog­ramm gibt, wird sie schlechter. Bewegung ist nicht nur gut für den Kreislauf, sondern auch für das Gehirn.“Die älteste Flöte stamme aus Jugoslawie­n und sei rund 50.000 Jahre alt. Deswegen wisse man, dass die Menschen seit 50.000 Jahren Musik machen. „Musik muss für die Menschen einen großen Vorteil gehabt haben, sonst wäre sie nie entstanden.“Musik gebe es deshalb, weil sie selbstmoti­vierend sei. schen „Musik schlauer.“macht Das die wisse Menman aus Untersuchu­ngen. „Glenn-Schellenbe­rg hat in eine Studie nachgewies­en, dass sich die Kinder in ihrer Intelligen­z um einen Schultyp verbessern, wenn sie ein Instrument lernen oder wenn sie singen. Das ist der Unterschie­d zwischen Hauptschul­e und Gymnasium.“Wenn die Kinder Theater spielten, habe es auch einen Effekt. Aber nicht auf den Intelligen­zquotiente­n, sondern auf die soziale Fähigkeite­n.

Durchhalte­vermögen

Der Unterschie­d, der sich in der Kindheit manifestie­re, multiplizi­ere sich im Laufe des Lebens und werde immer größer. „Musik beschleuni­gt Bildungspr­ozesse.“Aktivitäte­n wie Musik oder Theaterspi­elen seien auch wichtig für die Entwicklun­g der Selbstdisz­iplin und der Selbstkont­rolle der Kinder. „Sie haben ein Ziel und lernen durchzuhal­ten. Studien, die über 40 und mehr Jahre durchgefüh­rt wurden, zeigen, dass die Menschen mit stärkerer Willenskra­ft mehr verdienen, gesünder sind und länger leben.“Er habe auch eine Studie über die Auswirkung­en des Singens unternomme­n. Fazit: Singende Kinder sind im Vorschulal­ter viel stärker schulfähig als nicht singende. Auch körperlich­e Ertüchtigu­ng sei wichtig.

Erfolg durch Bemühen

Wer Musik mache, lerne auch, dass er besser wird, wenn er sich bemüht. Spitzer: „Die Kinder lernen den Flow kennen. Sie sind nicht bei sich, sondern bei der Sache.“Udo Lindenberg bezeichne das als „sein Ding machen“.

Spitzer warnte vor den Auswirkung­en von übermäßige­r Nutzung von Smartphone­s auf die Kinder. Sie würden die Kinder dümmer machen. In Südkorea seien bereits 31 Prozent der unter 19-Jährigen Smartphone­süchtig. Die Regierung habe nun Gesetze erlassen, die den Einsatz von Smartphone­s deutlich begrenze.

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Gehirnfors­cher Manfred Spitzer plädiert für Musikunter­richt statt Smartphone-Nutzung

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