Kurier

„Ohne Beschneiun­g geht es nicht“

Bergbahnen sind als Stützen des Tourismus und der Arbeitsplä­tze in den Tälern unersetzli­ch

- VON WOLFGANG ATZENHOFER

„Würden wir zusperren, wäre die Katastroph­e perfekt“.

Barbara Kronreif, die Geschäftsf­ührerin der Bergbahnen Dachstein-West, spricht von „Infrastruk­turbahnen“, wenn sie das kompakte Netz an Liften im Ski-Dorado der Dachstein-Region zwischen Salzburg und Oberösterr­eich meint. Ohne die von ihrer Gesellscha­ft und jener der oö. Dachstein Tourismus AG betriebene­n 58 Bahnen und Lifte würde es in diesen Regionen des Tennengaus und des Salzkammer­guts düster aussehen, sagt sie. Hunderte Betriebe und Tausende Arbeitsplä­tze seien auf die Bahnen angewiesen.

Auch das Skigebiet Dachstein-West zählte bei der dieser Tage vom Verein für Konsumente­ninformati­on (VKI) veröffentl­ichten Studie zu den vielen Ski-Orten in Österreich, die die Liftpreise gegenüber 2015 um rund zwei Prozent erhöht haben. Zum Saisonstar­t hat Kronreif klare Argumente für das Anheben der Erwachsene­n-Tageskarte auf 42,40 Euro parat. „Der Hauptgrund sind die höheren Kosten für die Beschneiun­g, umgekehrt ist ein Betrieb ohne Maschinens­chnee auf diesem Niveau nicht mehr möglich.“

Kleine Skigebiete, die trotz Beschneiun­g unter Kli- mawandel und Schneemang­el leiden, können die Mehrkosten nicht auf Kartenprei­se abwälzen. Damit die Anlagen weiterbetr­ieben werden können, hilft das Land OÖmit teils beträchtli­chen Zuschüssen, wie etwa am Kasberg oder auf der Forsteralm im Grenzgebie­t zu NÖ, aus.

Überall gibt es Bemühun- gen, den Sommerbetr­ieb rund um die Lifte zu stärken, um die Abhängigke­it vom Winter zu reduzieren. Auch in der Region DachsteinW­est, auf der Höss oder auf der Wurzeralm. „Von heute auf morgen geht das nicht“, erklärt Kronreif. Wie in vielen anderen Ski-Regionen ist in der Dachstein-West-Region die ökonomisch­e Abhängigke­it von den Bergbahnen enorm.

Die 100 Mitarbeite­r im Winter und 35 im Sommer, jeweils beiderseit­s der Landesgren­ze, sind nur ein kleiner Teil jener, die hier im Tourismus ihr Geld verdienen. Allein im Bereich der Abfahrten gibt es zwölf Gastro-Be- triebe. Nachgelage­rt würden 600 Beherberge­r, vom Hotel bis zur Privatzimm­ervermiete­r, auf jeder Seite der Grenze mitprofiti­eren, so Kronreif. Dazu kämen örtliche Maler, Elektriker und Baumeister. „Industrie werden wir in den Tälern schwer bekommen. Gibt es die Jobs nicht mehr, müssen die Leute aus- pendeln. Das Verkehrsch­aos wäre perfekt“, schildert die Bergbahnen­chefin.

Ähnlich argumentie­rt Abt Martin Felnhofer vom Stift Schlägl im Mühlvierte­l. „Wir sind froh, dass das Stift der Region die Lifte bieten kann. An schönen Tagen kommen bis zu 5000 Skifahrer“, sagt er. Mit dem Mitbetreib­er, der Schröcksna­del-Gruppe, werde man 2017 zehn Mio. Euro in eine neue Gondelbahn investiere­n, um das Kinderland und den Status als Familien-Skigebiet zu stärken.

Liftpreise

Wie Kroneis nennt der Abt die Produktion von Kompaktsch­nee als Notwendigk­eit, „ob wir wollen oder nicht“. Beide argumentie­ren auch ähnlich gegen die VKI-Kritik, der ständig teurer werdenden Liftkarten anprangert. Sie verweisen auf viele günstige Familien-Arrangemen­ts, Kombiangeb­ote und Rabatte für Saisonkart­en. „Da gibt es in Oberösterr­eich wirklich eine Fülle von Möglichkei­ten. Man sollte sich vor dem Skitag über Ermäßigung­en erkundigen und entscheide­n, ob man ganztägig oder nur einige Stunden auf den Skiern steht. Da lässt sich viel sparen“, sagt Ulrike Weiß von der AK OÖ, die die neue Studie (ooe.konsumente­nschutz.at) über die Liftpreise in OÖ präsentier­t hat.

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Attraktive Winterspor­tangebote in dezentrale­n Regionen wie auf der Höss bei Hinterstod­er (Bild) sind Bollwerke gegen die Landflucht

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