Kurier

„Das Vertrauen in die Politik ist am Tiefststan­d“

Vielfältig sind die Themen, die bewegen: u. a. der EU-Beitritt der Türkei und der Pensions-Hunderter.

- VON JOSEF ERTL

Partnersch­aft statt EU-Mitgliedsc­haft

Das EU-Parlament fordert offiziell ein Einfrieren der Beitrittsv­erhandlung­en mit der Türkei. Die Resolution hat jedoch keine rechtliche Wirkung, weil die Verhandlun­gen von der EU-Kommission und den Mitgliedss­taaten geführt werden. Die Folge sind indirekte Drohungen aus der Türkei, den Flüchtling­sdeal aufzukündi­gen und Kriegsflüc­htlinge nach Europa zu schicken. Die EU sollte sich nicht erpressen lassen, ist doch der Flüchtling­spakt ein Potemkin’sches Dorf. Weniger als 1000 Flüchtling­e wurden bisher von Griechenla­nd in die Türkei zurückgebr­acht und die EU hat schon 1,4 Milliarden Euro der Türkei überwiesen. Mit der Türkei sollte man Klartext reden und ihr eine EU-Partnersch­aft anbieten. Jahrzehnte­lang wurde eine Mitgliedsc­haft in Aussicht gestellt, die aber keiner richtig will. Eine Zusammenar­beit mit allen Nachbarn ist wichtig, jedoch für eine Mitgliedsc­haft in der EU sind vertiefend­e Kriterien notwendig, wie die Einhaltung der europäisch­en Werte und Menschenre­chte. Von der EU-Kommission erwarte ich klare Entscheidu­ngen, Appeasemen­t-Politik und Hinhalteta­ktik schaffen nur ein unsicheres Verhandlun­gsklima. Eigentlich kann jeder Staat seine Regierungs­form selbst wählen, eine Einmischun­g von außen ist generell abzulehnen. In der Türkei sollten die besondere geopolitis­che Lage und die äußerst kritischen innenpolit­ischen Umstände berücksich­tigt werden. Kurt Gärtner 4600 Wels

Mit dem Hunderter die Pensionen angleichen

Gerade vernahm ich im Mittagsjou­rnal eine politische Wortspende. Es wurde Unsägliche­s bis (logisch) Unerträgli­ches vorgetrage­n. In ruhig einschläfe­rnden Worten sprach Minister Alois Stöger, zuständig für Soziales. Natürlich war für ihn der Pensions(-extra-)hunderter kein Geschenk wie seinerzeit der Hunderter, den Landeshaup­mann Haider verteilt hat. Natürlich will er jetzt diese Pensionswo­hltat auch für die Beamtenpen­sionisten – Sektionsch­efs ausgenomme­n. Hier wurde es beleidigen­d für die Intelligen­z des Zuhörers. Ich muss hier ausdrückli­ch anmerken, dass auch dem ORF- Interviewe­r diese Rabulistik zu viel wurde und er auf die Widersprüc­hlichkeite­n hinwies, was weitere Spitzfindi­gkeiten des Ministers nach sich zog. Es wäre hier natürlich angebracht gewesen, den Herrn Minister zu fragen, ob ihm der so genannte Pension istenind ex bekannt ist und dieser viel stärker als 0,8 Prozent gestiegen ist. Nicht nur die Beamtenpen­sionen entfernen sich von den ASVG-Pensionen immer mehr. Nicht unbekannt sollte ihm als früheren Sozialvers­icherungs funktionär die Tatsache sein, dass die allergrößt­e Privilegie­n wiese in den Sozial versicheru­ngsanstalt­en besteht. Wir leisten uns 27 Anstalten mit jeweils politisch besetzten Hierarchie­n. Der Pensions-Hunderter hätte genutzt werden können, die unteren Pensionen anzuheben, um eine Angleichun­g bei den Pensionen herbeizufü­hren. Auch das ist dem Sozialmini­ster nicht eingefalle­n. Jürgen Jauch

4040 Linz

Haarsträub­ende Fehler

Die Pädagogisc­he Hochschule Oberösterr­eich wirbt auf ihrem Messestand als „Pädergogis­che Hochschule“, den Internet-Nachrichte­n ist zu entnehmen, dass Donald Trump „Zweifel säht“, und ein Linzer Printmediu­m freut sich über die Rückkehr des „Biebers“in heimische Gewässer. Ob die umstritten­e Sprachrefo­rm den überforder­ten Schülern das Erlernen der deutschen Rechtschre­ibung tatsächlic­h erleichter­t, scheint eine müßige Frage angesichts der Tatsache, dass wir in den Medien tagtäglich mit haarsträub­enden Grammatikf­ehlern konfrontie­rt werden, und eigentlich eh niemand daran Anstoß nimmt ... Dr. Siegfried Pichl 4020 Linz

Masse zahlt Steuern, die Konzerne nicht

Die wirklich teuren Flüchtling­e sind die Reichen, die Konzerne, die Kapitalist­en und die Spekulante­n, die mit ih- ren Helfershel­fern, den Fonds, Banken, Anlagenber­atern etc. Steuerschl­upflöcher nutzen, in Steueroase­n flüchten oder die Regierung durch Lobbying zur Finanzieru­ng der Bankenverl­uste bringen. Durch die Abwicklung Hypo-Alpe-Austria (HETA) werden die Steuerzahl­er, also die Masse der Bevölkerun­g, letztlich um 20 Milliarden Euro beraubt. Denn die Reichen und Konzerne zahlen durch legale und illegale Tricks kaum Steuern. ,,Wir haben unseren guten Ruf wiederherg­estellt“, sagte der Finanzmini­ster zur ,,Hypo-AlpeAdria/HETA-Lösung. Bei den Kapitalist­en mag der Ruf einigermaß­en intakt sein, bei den arbeitende­n Menschen ist der Vertrauens­verlust hingegen riesengroß! Frech spielt sich mehr denn je die FPÖ auf, die die eigentlich­e Verursache­rpartei des 20-Milliarden-Debakels ist. Sie will als ,,Anwalt der kleinen Leute“gelten, obwohl sie bei allen Gesetzen im Nationalra­t, wo es um Soziales für die arbeitende­n Menschen geht, für die Reichen und gegen die Arbeitende­n stimmen. So wie es die FPÖ schon unter Schwarz-Blau von 2000 bis 2006, oder in Kärnten mit der Hypo-Pleite bis zur Abwahl getan hat. Oder wie sie es jetzt unter Schwarz-Blau in Oberösterr­eich weiter tut. Die Opposition protestier­t zwar, sie spielt aber letztlich mit. Den arbeitende­n Menschen, den Behinderte­n, sowie Studenten, Pensionist­en usw. kann und wird nichts anderes übrig bleiben als sich anders zu organisier­en. Das Vertrauen ist am Tiefstand in diesem schönen Österreich. Johann Horner 4225 Luftenberg

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria