Event, Event, der Krampus rennt
Früher war es so: Da kam am 5. Dezember der Krampus, und am 5. Jänner trieben die Perchten ihr Unwesen. Wir Kinder fürchteten uns vor beiden. Der Krampus bildete sozusagen das Vorspiel zum Nikolo, er war mit dem Teufel verwandt, hatte Hörner und meistens hinkte er ein bisschen. Die Perchten dagegen gehörten zur letzten Raunacht, man erzählte uns von der „Wilden Jagd“, jener finsteren Gesellschaft, die über die Berge bis in die Dörfer flog, und mit leuchtenden Augen und wohligem Gruseln schmiegten wir uns an den warmen Ofen.
Jetzt ist alles ein bisschen anders. Weihnachten heißt X-mas; die Adventzeit ist die lukrativste des Jahres, denn süßer die Kassen nie klingeln; Raunacht schreibt man ohne „h“; und Krampusse sowie Perchten haben im Sinne des Wirtschaftsliberalismus die Synergie-Effekte genutzt und ein Joint Venture gegründet. Was es da nicht alles gibt! Einen „Krampuslauf “, bei dem „die Perchten ihr Unwesen treiben“– mit „hohem Gruselfaktor für die ganze Familie“. Einen „PerchtenUmzug“Anfang November, „das Halloween-Event für die ganze Familie“. Es gab sogar die Show „Perchten on Ice“, ebenfalls im November, fern jeder Krampusoder Perchtenzeit. Und da es ja weniger um Erlebnisse geht als darum, auf Instagram, Facebook und Snapchat zu beweisen, dass man etwas erlebt hat, wurde die Veranstaltung folgerichtig als „Fotohit für die ganze Familie“beworben.
Nein, früher war nicht alles besser. Schade ist es nur um das wohlige Gruseln und um die leuchtenden Kinderaugen, die langsam verschwinden im EventMarketing einer gnadenlosen Vorweihnachtszeit.