Kurier

„Nach ,Haardrock’ geht es jetzt wieder um Themen, die wirklich wichtig sind“

Bülent Ceylan, der Hardrocker unter den Comedians, ist ab 26. Jänner mit seinem neuen Programm „Kronk“auf Tournee durch Österreich.

- VON WERNER ROSENBERGE­R

Ein Lamento auf die kranke Welt, aber eines zum Lachen, das ist Bülent Ceylans Programm „Kronk“(Hochdeutsc­h: Krank), das am 26. 1. Österreich-Premiere hat. Dabei geht es „weniger um die Politik als um uns selbst“, sagt der Entertaine­r im KURIER-Gespräch.

„Nach ,Haardrock’, das ja eher ein Beziehungs­programm war, geht es jetzt wieder um Themen, die wirklich wichtig sind.“Unter anderem um so seltsame Phänomene wie Pegida, übertriebe­nen Körperkult, soziale Netzwerke und krude Ansagen des iPhones.

Unterhalte­r mit Haltung

Er will auch als Komiker seine Einstellun­g zeigen: „Wenn ich auf die Bühne gehe, schreie ich gegen den Terrorismu­s an. Wir dürfen uns davon nicht das Lachen nehmen lassen.“

Es sind die Themen der Zeit, die er anspricht: etwa den Facebook-Wahn, dem viele verfallen sind: „Früher bist du doch auch nicht 30 Mal zum Brief kasten gerannt, um zu sehen, ob etwas drin ist.“

Humor ist Ceylans Therapie und herzhaftes Lachen das beste Heilmittel: „Ich mache mich natürlich über alle lustig.“Durch die Nationalit­äten — Deutsche, Türken, Griechen, Albaner – scherzt er sich sowieso.

Veganer Sex

Und die Österreich­er? „Die waren unglaublic­h freundlich zu den Flüchtling­en“, sagt er lachend. „Sie haben extra Tafeln mit Pfeilen drauf in Richtung Deutschlan­d aufgestell­t.“

Alle seine Figuren sind wieder dabei: Der arbeitslos­e Harald, verliebt in die Veganerin Bettina, macht sich beim Räsonieren über die f leischlos ernährten „Salatisten“im Kampf gegen die „Salamisten“so seine Gedanken – auch darüber, wie veganer Sex funktionie­ren soll. „Muss ich da ’ ne Karotte mitbringen?“Oder darf es nur nicht tierisch abgehen? Also Sex ganz ohne Schweinere­ien ...

Um den überall propagiert­en Fitnesskul­t geht’s beiHasan, dem anatolisch­en Testostero­n-Vollkoffer mit Glitzerket­te und Kamm im Hosenbund ...

Anneliese mit großer Brille auf der Nase und in Kunstpelz gehüllt, ist mit quiekendem Lachen am Esoteriktr­ip nach dem Motto: „Wo du auch hingehst, da bist du dann auch.“

Als Hausmeiste­r Mompfred im beliebten Figurenqua­rtett muss Ceylan mit seiner Frau und „Shopping Queen“Waltraud zuerst zum Einkaufen ins Modegeschä­ft und dann zur Familienfe­ier. Beides hasst er dermaßen, dass erschließl­ich „total durchdreht“, so Ceylan.

„Kronk“ist auch gesellscha­ftskritisc­h. In „Kronk“beschäftig­t sich Ceylan auch intensiv mit der Flüchtling­sproblemat­ik: „Ich werde ja manchmal gefragt: Bist Du Türke oder Flüchtling?“

Mit 40 Jahren wollte er einfach ein Programm machen, „das reif ist und nicht nur Sexhumor hat“, sondern eben auch Themen, bei denen jeder sagt: ,Damit kann ich was anfangen.’“

Und wenn er sagt: „Ist es euch schon aufgefalle­n, dass die Türken jetzt die Guten sind. Die stehen sogar über den Griechen vom Image her.“Oder: „Ich beginne langsam, Angela Merkel sympathisc­h zu finden – das ist doch kronk!“Oder: „Das Klima erwärmt sich, und Frauen haben immer noch kalte Füße – kronk, oder?“Dann hat er damit sichere Lacher.

Am 26. 1. Graz, Stadthalle; 27. 1. Wien, Stadthalle D; 28. 1. Linz, Tips Arena; 29.1.Salzburg, Arena Doppel-Conférence. Fortsetzun­g der öffentlich­en Gespräche von Otto Schenk & Michael Niavarani: Für „Zu blöd um alt zu sein“gibt es ab Jänner sechs weitere Termine im Globe Wien in St. Marx.

„Otti“(86) und „Nia“(48) plaudern wieder miteinande­r – ohne Absprachen vorab, spontan und humorvoll.

Das Motto des Abends: „Ein Feuerwerk der Pointen – wenn uns welche einfallen. Nostalgisc­he Erinnerung­en – wenn uns welche einfallen. Philosophi­sche Gedanken – wenn uns welche einfallen. Und wenn uns nichts einfällt, erzählen wir Ihnen einfach nur, was uns einfällt ...“

Blödeln im Duett

„Wir sind füreinande­r geboren“, sagte Schenk über Niavarani. „Wir haben’s nur erst spät gemerkt.“

Wo liegt der Witz an der Sache, auf der Kabarettbü­hne vor Publikum zu plaudern und zu blödeln?

„Der Witz unserer Sache ist, dass wir dauernd ausrutsche­n“, sagt Schenk in media. „Wir schaffen es nicht, direkt zu antworten, sondern kommen zu einem verhatscht­en Blödsinn, der dann tatsächlic­h die Wahrheit, komisch und fast eine Antwort ist.“

Humor gilt als Abfallprod­ukt der Intelligen­z, ist zugleich „aber auch das Undefinier­barste, das mir je untergekom­men ist“, so Schenk. „Er passiert so und ist nicht erzwingbar. Oft weiß man gar nicht, was komisch ist oder warum. Humor ist vielleicht eines der größten Geheimniss­e der Menschen überhaupt.“

2. und 5. Jänner, 16. und 17. Februar, 8. bis 10. März (19.30 Uhr) im Globe Wien, Marx-Halle, 3., Karl Farkasgass­e 19

 ??  ?? Bülent Ceylan: „Fitness-Wahn, Facebook-Sucht, Shopping-Exzess – das ist doch alles kronk!“
Bülent Ceylan: „Fitness-Wahn, Facebook-Sucht, Shopping-Exzess – das ist doch alles kronk!“

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