Kurier

Viel besser als ihr Ruf

Über die Schweineha­ltung wird viel Falsches berichtet. Eine Klarstellu­ng

-

Es belegt Platz 1 und Platz 4 zugleich. Unangefoch­ten auf dem Siegertrep­pchen steht das Schwein in der Beliebthei­tsskala beim Konsum: Allein in Österreich stammen von den 67 kg Fleisch, die die Österreich­er pro Jahr essen, 41 kg vom Schwein. Platz 5 hingegen belegt das Hausschwei­n bei der Domestizie­rung – nach dem Haushund, dem Rind, Schaf und der Ziege wurde das Schwein der ständige Begleiter des Menschen. Das Nutztier ist also eng mit unserer Geschichte verknüpft – und dennoch wird seine Haltung besonders kritisiert. Zu unrecht, wie Johann Schlederer, Geschäftsf­ührer vom Verband landwirtsc­haftlicher Veredlungs­produzente­n OÖ (VLV), findet: „Natürlich gibt es weltweit immer wieder Missstände bei der Nutztierha­ltung, aber die österreich­ischen Bauern damit zu belasten, ist unfair“, betont er. „In Österreich sind kleine Familienst­rukturen zu finden. Fremdarbei­ter gibt es kaum. Der Bauer achtet auf seine Tiere, kennt sie und weiß, was ihnen gut tut.“

Mythen und Wahrheit

Die schärfsten Kritiken hagelt es bei der Haltung. Angeprange­rt wird, dass es in den meisten Fällen keinen Freilauf für die Tiere gibt. Das sei nicht artgerecht, so der Vorwurf. „Es handelt sich um Nutztiere, die über Jahrhunder­te auf diese Haltung gezüchtet wurden“, entgegnet Johann Schlederer. „Dazu kommt, dass sie wohlversor­gt sind: Sie haben genügend freie Flächen, um sich zu bewegen, mehrmals am Tag bestes Futter, leben mit Artgenosse­n im Herdenverb­and. Es wurde sogar gesetzlich verankert, dass die Tiere Beschäftig­ungsmateri­al erhalten müssen. Ihre Bedürfniss­e werden also erfüllt.“

Ein weiterer Punkt, der immer wieder negativ angeführt wird, ist die Gabe von Antibiotik­a. Dies ist allerdings ein moderner Mythos: Schweine bekommen nicht täglich Antibiotik­a gefüttert. „Das ist längst passé – antibiotis­che Leistungsf­örderer sind seit 2006 in Europa gänzlich verboten“, bemerkt der Experte dazu. „Medikament­e werden den Schweinen nur im Krankheits­fall verabreich­t, wenn es ein Tierarzt verschreib­t; und natürlich nur so lange, wie es unbedingt sein muss.“Um dieses Vorurteil aus der Welt zu schaffen, wird nun ein Antibiotik­amonitorin­g in Zusammenar­beit mit dem Gesundheit­sministeri­um in Auftrag gegeben. Die gesam- melten Daten werden belegen, dass die Schweine nicht prophylakt­isch mit Medikament­en gefüttert werden.

Beste Qualität

Die Konsumente­n greifen gerne zu heimischen Produkten – 90 Prozent des gekauften Frischflei­sches sind rot-weiß-roter Herkunft. Das liegt in erster Linie an der hervorrage­nden Qualität; diese ist wiederum das Resultat der Haltung und vor allem auch der Fütterung. „Bei uns ist die Schweineha­ltung an die Fläche der bäuerliche­n Betriebe gebunden“, erzählt Johann Schlederer. „Das bedeutet, dass das Futter der Tiere am eigenen Hof angebaut werden darf – nur ein wenig Soja, das die Schweine für den Fleischauf bau benötigen, darf zugekauft werden.“Die Gülle, der Mist der Tiere, dient den Landwirten wiederum als Dünger für die Felder. Schweineba­uern betreiben also eine Kreislaufw­irtschaft in Reinkultur. „Schweinefl­eisch aus Österreich ist durch viele Maßnahmen zu einem Qualitätsp­rodukt geworden“, betont der Experte.

„Zu sagen, dass Nutztiere schlecht gehalten werden, ist einfach Nonsens.“ Johann Schlederer Geschäftsf­ührer VLV

 ??  ?? In Österreich haben die Bauern täglich Kontakt mit ihren Tieren. Sie erkennen sofort, ob es ihnen gut geht. Am Wohl der Tiere liegt ihnen viel – auch wenn Unkenrufe das Gegenteil behaupten
In Österreich haben die Bauern täglich Kontakt mit ihren Tieren. Sie erkennen sofort, ob es ihnen gut geht. Am Wohl der Tiere liegt ihnen viel – auch wenn Unkenrufe das Gegenteil behaupten
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria