Kurier

Toto Wolff ist gefordert

Der Mercedes-Motorsport­chef muss Rosbergs Nachfolger finden.

- VON FLORIAN PLAVEC

Der Pressemann von Mercedes schaut am Samstagvor­mittag nicht wirklich gut aus – und er muss seinen Chef entschuldi­gen. „Wir haben uns gestern komplett weggeschos­sen“, sagt Bradley Lord. „Toto Wolff kommt etwas später.“Bis vier Uhr in der Früh dauerte die Mercedes-Party im Haas-Haus am Stephanspl­atz. Nur Nico Rosberg, der am Freitag überrasche­nd seinen Rücktritt erklärt hatte, ging früher schlafen und stand gestern Vormittag in Stuttgart schon wieder für Mercedes-Dreharbeit­en vor der Kamera.

Mit 30 Minuten Verspätung kommt MercedesMo­torsportch­ef Toto Wolff dann doch in das Wiener Innenstadt-Lokal. Er posiert mit dem WM-Pokal, bestellt Cappuccino und pochierte Eier und spricht über ... ... den Abgang von Nico Rosberg: „Es war eine mutige und klare Entscheidu­ng von Nico und ein Beweis für die Stärke sei- nes Charakters. Trotz aller Kontrovers­en zwischen Nico und Lewis war diese Fahrerpaar­ung unser Vorteil. Zwischen den beiden gab es ein Urvertraue­n. Als ich versucht habe, zu sehr einzugreif­en, habe ich gemerkt: Halte dich da raus!“ ... seine Sprachbox: „Jeder, der meine Nummer hat, hat seit gestern angerufen. Es ist unglaublic­h, wer alles in diesem Cockpit sitzen will. Aber die Leute haben oft eine falsche Selbstwahr­nehmung.“ ... den möglichen Nachfolger: „Wir wollen kommende Woche eine Entscheidu­ng haben. Es gibt Fahrer, die nicht verfügbar sind. Zum Beispiel die zwei Bullen oder Vettel. Alles andere müssen wir besprechen. Unsere Philosophi­e ist es, zwei gleichwert­ige Fahrer zu haben. Wir haben ein Juniorprog­ramm mit den zwei talentiert­esten Fahrern Esteban Ocon und Pascal Wehrlein. Es wäre aufregend, einen davon im Mercedes zu haben.“ ... den Deutschen Pascal Wehrlein (22): „Vorteil für ihn. Er hat sich bei den Testfahrte­n gut angestellt, und er war nett. Pascal und Lewis wären eine explosive Mischung. Es wäre super, wenn ein Junger kommt und schneller ist als der arrivierte Fahrer.“ ... kuriose Anwärter auf das Mercedes-Cockpit: „Auch die Moto-GP-Stars Valentino Rossi und Jorge Lorenzo haben sich bei mir gemeldet, wenn auch nicht ganz ernst gemeint. Al- lerdings: Noch lachen wir darüber, aber das sind die Weltbesten in ihrem Metier. Ganz von der Hand zu weisen sind solche Überlegung­en nicht. Lorenzo hat für Mercedes in Silverston­e Testfahrte­n absolviert – und er war richtig schnell.“ ... Werte: „Wir wollen unsere Fahrer aufeinande­r loslassen. Aber wir wollen nicht jede Woche Feuer löschen müssen. Denn dann wird das Auto langsamer. Deshalb muss der gegenseiti­ge Respekt immer da sein, das ist unsere Philosophi­e. Diese Werte haben wir auf drei A4Seiten niedergesc­hrieben.“ ... Lewis Hamilton, der Rosberg im WM-Finale blockierte: „Le- wis hat in unserem Konzern eine Instruktio­n nicht befolgt. Das geht normal gar nicht. Wir haben heuer nur deshalb 19 Rennsiege, weil die Fahrer Eigeninter­essen zurückstel­len können. Anderersei­ts übernimmt irgendwann der Instinkt des Fahrers die Kontrolle. Es geht darum, dass wir alle aus unseren Fehlern lernen. Auch wir als Team hätten in dieser Situation anders reagieren können. Mit einer neuen Fahrerpaar­ung wird es nächstes Jahr eine ganz neue Dynamik geben.“ ... Rosbergs Zukunft: „Er ist ein hervorrage­nder Markenbots­chafter. Ich gehe davon aus, dass er uns in irgendeine­r Form erhalten bleibt.“

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Abschied im Guten: Weltmeiste­r Nico Rosberg überrascht­e am Freitag mit seinem Rücktritt
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Im Stress: In der kommenden Woche wird Wolff entscheide­n, wer Rosbergs Nachfolger im Mercedes wird

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