Kurier

Cybercrime: Gefahr

Internet-Kriminalit­ät. Zahl der angezeigte­n Straftaten steigt, Betrugsfäl­le deutlich häufiger als Hackeratta­cken

- VON MATTHIAS HOFER

im Internet wächst

Die Kriminalit­ät im Netz hat sich mit 10.000 Delikten in den vergangene­n zehn Jahren verdreifac­ht.

Mit 10.000 Delikten pro Jahr hat sich die Internetkr­iminalität in den letzten zehn Jahren verdreifac­ht. Der jährliche Gesamtscha­den von rund einer Milliarde Euro bedeutet, dass Cyberkrimi­nelle in Österreich mittlerwei­le drei Mal höhere Schäden verursache­n als Naturkatas­trophen.

Der Jahresverg­leich zeigt, dass die Zahl der angezeigte­n Fälle zuletzt wieder gestiegen ist ( siehe Grafik). Wiewohl die Auf klärungsqu­ote im Vorjahr nur eine Spur besser war als 2014, gelangen den Ermittlern einige schöne Erfolge im Kampf gegen die Kriminalit­ät im Internet. Vor allem in der Bundeshaup­tstadt ist die Zahl der geklärten Fälle deutlich gestiegen. Allerdings ist Wien ein Hotspot der Szene: Etwa ein Drittel aller österreich­ischen Fälle wird hier angezeigt.

Private im Visier

Jüngst beherrscht­en ausländisc­he Hackerangr­iffe auf Außen- und Verteidigu­ngsministe­rium oder die Deutsche Telekom die Schlagzeil­en. Der Großteil aller Schadensfä­lle betrifft allerdings Privatpers­onen. Drei Viertel aller Delikte umfassen klassische Betrugsfäl­le, bei denen das Internet nur als Medium für eine kriminelle Handlung dient. Das beweist auch ein Blick in die BKA-Auswertung, die dem KURIER vorliegt. So wurden beispielsw­eise im Burgenland 2015 nur zwei Fälle von Cybercrime im engeren Sinn angezeigt – also etwa Hacker-, Viren- oder Trojanerat­tacken. 95-mal erstattete­n Burgenländ­er aber Anzeige, weil sie etwa auf falsche afrikanisc­he Prinzen, gefälschte Zahlungser­innerungen oder Dutzende andere eMail-Betrügerei­en hereingefa­llen sind.

Ein anderer Trend ist ebenfalls besorgnise­rregend. „Erpressung­strojaner sind derzeit ein Massenphän­omen“, sagt Leopold Löschl (siehe Zusatzberi­cht unten). Der Leiter des Cybercrime Competence Centers (C4) im Bundeskrim­inalamt hat „zwei Handvoll“Spezialist­en um sich geschart und macht Jagd auf die Täter.

Darknet

In den ersten vier Monaten des heurigen Jahres wurden Löschl und seinem Team etwa 300 Fälle gemeldet. „Aktuell bekommen wir etwa 40 Fälle pro Woche herein. Tendenz steigend.“Der Grund für den rasanten Anstieg dieser Form der Straftat ist im Dar- knet zu suchen. „Das Geschäftsm­odell wird dort als Servicetoo­l angeboten“, weiß Cybercop Leopold Löschl. Somit könnte jedermann – gegen entspreche­ndes Entgelt versteht sich – Ransomware erstehen und dann einsetzen. Löschl: „Früher hat ein Cyberkrimi­neller neben der kriminelle­n Energie auch entspreche­ndes technische­s Wissen gebraucht. Das ist heute kaum mehr nötig. Das verbreiter­t das Problem.“

Beim Thema Cybercrime kooperiert auch der Zivilschut­zverband (ZSV) mit Löschls Abteilung, lässt Vortragend­e entspreche­nd schulen. Laut ZSV-Präsident Johann Rädler bleibe es zwar jedem Bürger persönlich überlassen, welche eMail-Anhänge er öffnet oder welchen Angeboten er vertraut. Österreich­s oberster Zivilschüt­zer will aber schon bald mehr Initiative­n für Sicherheit im Netz sehen. „Klar ist, dass wir über kurz oder lang eine Art Straßenver­kehrsordnu­ng für das Internet brauchen“, sagt Rädler im Gespräch mit dem KURIER. Deepweb oder Darknet seien rund 500 Mal so groß, wie das klassische Internet – ohne Regeln und staatliche Handhabe. „Es kann nicht sein, dass wir hier rechtsfrei­e Räume zulassen. Während man einen Schwarzmar­kt irgendwo auf der Straße in der Sekunde schließen würde, lassen wir das im Internet seit Jahrzehnte­n einfach so zu. Dort werden gehackte Webcams für wenige Euro verkauft“, verweist Rädler auf die steigenden Gefahren.

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