Kurier

Ist Hofer bessere blaue Nummer1 ?

Strache tröstet sich mit bestem Blau-Ergebnis – und muss sich die Frage nach Aufstellun­g für nächste Wahl stellen

- VON CHRISTIAN BÖHMER

Und plötzlich ging das Licht aus. Der Abend im freiheitli­chen Wahlzentru­m war schon fortgeschr­itten, als es im Raum finster und auf der Bühne noch einmal hell wurde. Heinz-Christian Strache und Norbert Hofer standen da: Erst, um einander zu lo- ben; dann, um miteinande­r zu johlen. Aus den Boxen wummerte „Immer wieder Österreich!“, die ölige Wahlkampf-Schnulze der JohnOtti-Band. Hofers Frau Verena hatte Tränen in den Augen, man schunkelte in Eintracht und lächelte einander zu.

Es war ein Bild der Harmonie, der Gemeinsamk­eit – und genau das, so scheint es, konnten die Freiheitli­chen ganz gut gebrauchen.

Insbesonde­re die beiden, die sich im Dritten Lager am Wahltag die Bühne geteilt haben, also Parteichef Strache und sein Spitzenkan­didat.

Die offizielle Lesart des Ergebnisse­s geht so: Ein deklariert­er Freiheitli­cher hat gegen den Widerstand aller anderen Parteien und der Medien beachtlich­e 47 Prozent geschafft.

Genau das ist aber auch das Problem der Blauen, nämlich: Nicht Strache, sondern Norbert Hofer hat diese 47 Prozent geholt.

Und so kam es auch, dass sich mit zunehmende­r Dau- er des Abends zwei Fragen ergaben, an denen man in den nächsten Tagen zu kauen hat.

Verlorenes Kern-Land

Die erste ist die: Was genau ist zwischen Frühling und Dezember eigentlich schief gelaufen, dass man die Wähler nicht nur nicht halten konnte, sondern sogar ein von der FPÖ mit regiertes Kern-Land wie Oberösterr­eich an den früheren Grünen-Boss verlor? War’s allenfalls der „Bürgerkrie­gs“-Sager, den der Parteichef höchstselb­st zu verantwort­en hatte – und der dem eher gemäßigten Image Hofers wohl nicht so zuträglich war?

Die zweite, noch delikatere Frage: Ist jetzt tatsächlic­h ausgemacht, wer wie genau die Partei in die nächste Nationalra­tswahl führt?

Offiziell ist alles klar: Heinz-Christian Strache wird Spitzen- und Kanzlerkan­didat. „Ich führe die FPÖ in die nächste Nationalra­tswahl“, lautete die Botschaft des Wieners am Wahlabend.

„Der Norbert weiß, dass er ohne den Heinz-Christian nie diese 47 Prozent bekommen hätte“, hieß es in Straches Umfeld zum KURIER.

Das Problem ist nur: Norbert Hofer ist mittlerwei­le eine eigene, ausnehmend gut gehende Marke: Seit November 2015 hat er im Vertrauens­index (Saldo aus „Ich vertraue“/ „Ich vertraue nicht“) satte zehn Punkte zugelegt. Hofer hält bei plus 5, Parteichef Strache bei minus 13 Punkten. Die Frage, ob die Österreich­er Heinz-Christian Strache oder Norbert Hofer mehr vertrauen, sie muss nicht mehr gestellt werden – sie ist beantworte­t.

Auffallend war am Wahlabend jedenfalls eines: Bis auf den Oberösterr­eicher Manfred Haimbuchne­r hielt es am Wahlabend kein einziger Landespart­eiobmann für angeraten, in die blaue Wahlzentra­le zu kommen.

Zufall? Vielleicht, leicht auch nicht.

Hofer selbst deponierte ob der dämmernden Debatte präventiv eine Loyalitäts­bekundung. „In mir wurde ein schlafende­r Bär geweckt, und du, Heinz-Christian, hast jetzt einen prominente­n Wahlhelfer gewonnen“, so der Burgenländ­er zu seinem Chef. Was eine Frage noch nicht beantworte­t, nämlich: Wie und an welcher Stelle hilft Norbert Hofer seiner FPÖ tatsächlic­h am meisten?

 ??  ?? Ehefrau Verena, Kandidat Hofer: Nach der Trauer über die Niederlage bei der Hofburg-Wahl rüstet sich Hofer bereits für die nächste Nationalra­tswahl. Bei den Blauen könnte es zum Match Hofer gegen Strache kommen
Ehefrau Verena, Kandidat Hofer: Nach der Trauer über die Niederlage bei der Hofburg-Wahl rüstet sich Hofer bereits für die nächste Nationalra­tswahl. Bei den Blauen könnte es zum Match Hofer gegen Strache kommen
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria