Kurier

Vorbereitu­ngen auf den nächsten Ansturm

Minister Doskozil holt Albanien ins Boot für eine weitere Schließung der Balkan-Route

- – W. THEURETSBA­CHER

Nachdem der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan der EU mit der Aufkündigu­ng des Flüchtling­spakts gedroht hat, will Österreich auf einen neuen Massenanst­urm vorbereite­t sein. Während Innenminis­ter Wolfgang Sobotka bei einem Besuch in Malta Lösungen sondierte, die EU-weit funktionie­ren könnten, holt Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil auch jene Balkan-Länder ins Boot, die bisher noch nicht in der österreich­ischen Regionalin­itiative dabei waren. Eine regionale Initiative für den Fall, dass aus Brüssel – so wie im vergangene­n Jahr – beim nächsten befürchtet­et Massenanst­urm wieder keine brauchbare­n Maßnahmen kommen.

Albanien war in die österreich­ische Balkaninit­iative des vergangene­n Jahres nicht eingebunde­n. Die Ankündigun­g des unberechen­baren Sultans vom Bosporus, die Grenzen für die derzeit drei Millionen in der Türkei lebenden Flüchtling­e zu öffnen, hat aber auch hier Nervosität ausgelöst. Zwar liegt Albanien nicht an der Hauptroute. Im Falle eines neuerliche­n Massenanst­urms könnte das Land aber als Ausweichro­ute nach Italien genutzt werden.

Entspreche­nd hoch war die Erwartungs­haltung der albanische­n Regierung in den Besuch des Österrei- chers. Doskozil besuchte nicht nur Verteidigu­ngsministe­rin Mimi Kodheli. Auch Staatspräs­ident Bujar Nishani, Außenminis­ter Ditmir Bushati und Parlaments­präsident Ilir Meta machten ihre Aufwartung. Ihr dringendst­er Wunsch: Sie wollen künftig in alle Maßnahmen Österreich­s und seiner Partner eingebunde­n werden.

Regionalin­itiativen

Das sind sie derzeit nicht. Denn Albanien ist zwar Mitglied bei der NATO. Aber bei einer Schließung der Balkanrout­e fallen die Entscheidu­ngen im Club der Innenminis­ter (Forum Salzburg) und in der Zentraleur­opäischen Ver- teidigungs­ministerin­itiative (Central European Defence Cooperatio­n CEDC). Beides sind österreich­ische Regionalin­itiativen, in denen die meisten Staaten des Westbalkan­s vertreten sind. Auch jene, die noch keine EU-Mitglieder sind. Bei der letzten CEDC-Konferenz im November im burgenländ­ischen Frauenkirc­hen wurde die Zusammenar­beit für die Bewältigun­g einer neuerliche­n Migrations­krise besprochen.

Für die Albaner hatte Doskozil eine wichtige Botschaft: „Unser Ziel ist nicht nur der Schutz der EU-Außengrenz­en, sondern der Schutz Europas.“Im Klartext: Auch die EU-Nichtmitgl­ieder am Bal- kan sollen vollwertig dabei sein. Doskozil strebt nun eine rasche Nachfolgek­onferenz der Verteidigu­ngsministe­r gemeinsam mit den Innenminis­tern an. „Wir können nicht warten, bis der Deal zwischen Europa und der Türkei platzt. Wir müssen vorbereite­t sein.“

Diesmal ist die Hemmschwel­le für eine Schließung der Balkanrout­e geringer. Denn die Initiative Österreich­s im vergangene­n Jahr stieß nach anfänglich­er Kritik aus Brüssel und Berlin auf breite internatio­nale Anerkennun­g, sogar in den USA.

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Hans Peter Doskozil und Albaniens Verteidigu­ngminister­in Mimi Kodheli

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