Kurier

„Werden Fidel niemals verraten“

Hunderttau­sende verabschie­deten den Revolution­sführer; Beisetzung in Santiago

- VON TOBIAS KÄUFER

Weiße Blumengest­ecke umrahmen den Glaskasten. Darin ist der Sarg mit der Urne des „ewigen Kommandant­en“zu erkennen. Rund 900 Kilometer legte die Asche des vor einer Woche im Alter von 90 Jahren verstorben­en Revolution­sführers Fidel Castro zurück, bis die sozialisti­sche Prozession am Wochenende in Santiago de Cuba angekommen ist. Hunderttau­sende verabschie­deten sich an den Straßenrän­dern von jenem Mann, der bis ins letzte Detail ihren Alltag bestimmte. Der vorschrieb, wer Freund und wer Feind ist. Der eine eigene Definition von Demokratie auf der Karibikins­el durchsetzt­e. In der nur demokratis­ch war, was Kubas allmächtig­er kommunisti­scher Führer für richtig/wichtig befand.

Hier, wo vor knapp 60 Jahren die kubanische Revolution begann, wo der kleine Haufen Rebellen um Fidel Castro dem legendären Boot Granma entstieg, endete die letzte Reise des „Máximo Lider“. Am Sonntagmor­gen wurde die Urne Castros im Herzen des Friedhofs Santa Ifigenia beigesetzt. Er wird für all jene, die Castro verehren, zu einer neuen Kultstätte werden. Unweit der letzten Ruhestätte von Kubas Freiheitsk­ämpfer Jose Marti. Eine kleine schlichte Zeremonie, bei der nur Familienmi­tglieder und ausgewählt­e Ehrengäste wie die Präsidente­n Evo Morales (Bolivien), Nicolas Maduro (Venezuela) oder Brasiliens Ex-Staatschef­s Lula da Silva und Dilma Rousseff bewohnen durften.

„Wir werden Fidel und die Revolution niemals verraten“, stand auf einigen Plakaten, die die Menschen unweit des Friedhofs in die Höhe rückten oder „Ich bin Fidel, Kuba und die Revolution“.

Ein letztes Mal versammelt­en sich am Tag zuvor die Massen auf der Plaza Antonio Maceo in Santiago. Der 85jährige Bruder und Nachfol- ger Raul Castro bedankte sich „im Namen unserer Menschen, der Partei, des Staates, der Regierung und der Mitglieder der Familie“für die Anteilnahm­e aus jenen Teilen der Welt, deren Regierunge­n sich mit Kubas Machthaber eng verbunden fühlen.

Schwere Zeiten

Auf Raul Castro kommen nun besonders schwere Zeiten zu. Kubas verbotene Opposition im Exil lässt die Muskeln spielen. In Miami organisier­ten Zehntausen­de ExilKubane­r Protestmär­sche und forderten eine Demokratis­ierung der Insel. Ob davon etwas hinübersch­wappt über die Meerenge zwischen Florida und Kuba, bleibt abzuwarten. Auf der Insel selbst verzichtet­en die Dissidente­n während der neuntägige­n Staatstrau­er auf Proteste. Es sollten keine Gefühle der Castro-Anhänger verletzt werden.

 ??  ?? Die sterbliche­n Überreste Fidel Castros rollten 900 km durch Kuba bis nach Santiago, Hunderttau­sende verabschie­deten sich am Wegesrand
Die sterbliche­n Überreste Fidel Castros rollten 900 km durch Kuba bis nach Santiago, Hunderttau­sende verabschie­deten sich am Wegesrand
 ??  ?? Castro-Anhänger in Santiago, der Wiege der kubanische­n Revolution
Castro-Anhänger in Santiago, der Wiege der kubanische­n Revolution
 ??  ?? Bruder Raoul Castro bei einer Abschiedsr­ede in Santiago
Bruder Raoul Castro bei einer Abschiedsr­ede in Santiago

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