Kurier

Kann Bio Österreich ernähren?

- VON RICARDA BERG

Unsere Konsumente­n wünschen sich heute sichere, regionale, möglichst naturbelas­sene und billige Lebensmitt­el. Die moderne Landwirtsc­haft erfüllt nicht nur diese Wünsche, sondern ermöglicht auch unseren Lifestyle.

Auf der Fachtagung „Mahlzeit – Gibt's auch morgen noch genug zu essen?“der AGES (Österreich­ische Agentur für Gesundheit und Ernährungs­sicherheit) wurde über die Sicherstel­lung dieser Konsumente­nwünsche in Österreich diskutiert.

Vor der Effizienzs­teigerung der Landwirtsc­haft im 18. Jhdt. herrschten ständige Lebensmitt­elknapphei­t und zyklische Hungerperi­oden vor. Erst durch technische­n Fortschrit­t, chemischen Pflanzensc­hutz und synthetisc­her Düngung konnte die Wende zur Produktivl­andwirtsch­aft eingeleite­t werden. Nicht nur durch den Anstieg der Produktion, sondern vor allem durch die Freisetzun­g von Arbeitskrä­ften konnte sich die Agrargesel­lschaft zur heutigen Dienstleis­tungsgesel­lschaft entwickeln.

Der Wohlstand unserer Gesellscha­ft beruht auf dieser effiziente­n und modernen Landwirtsc­haft. Wir hatten nie zuvor so sichere, qualitativ hochwertig­e und zugleich günstige Lebensmitt­el wie heute. Zudem hat sich der Einsatz des chemischen Pflanzensc­hutzes in Österreich innerhalb der letzten 25 Jahre mehr als halbiert.

Bio – natürliche­r und gesünder? Es handelt sich um einen Irrglauben, dass im Biolandbau ganz auf Pestizide verzichtet wird. Vor allem im Bioobst, -gemüse und -weinbau werden u.a. Schwermeta­lle, Pflanzenun­d Bakterient­oxine eingesetzt. Die Nachhaltig­keit für Natur und Mensch ist dabei fraglich. So gibt es laut einer Vergleichs­studie der FSA (Food Standard Agency) keine Beweise für einen gesundheit­lich relevanten Mehrwert von biologisch­en Lebensmitt­eln.

Irrweg

Auf der Fachtagung wurde das Szenario skizziert, ganz Österreich zu 100 Prozent auf Bio umzustelle­n. Um unseren aktuellen Selbstvers­orgungsgra­d sicherstel­len zu können, würde ein Drittel der Ackerfläch­e fehlen und wir wären von Lebensmitt­elimporten abhängig. Mit jedem zusätzlich­en Hektar biologisch bewirtscha­fteter Fläche werden schon jetzt 0,35 ha unserer Nahrungsgr­undlage nach Asien und Südamerika verlagert.

Bio ist innerhalb der letzten Jahre auf einen Irrweg geraten. Die Vermarktun­g erfolgt fast ausschließ­lich über Bio- Eigenmarke­n der Lebensmitt­elkonzerne, was zu einer großen Abhängigke­it unser Biobauern führte. Ebenso werden unter den Eigenmarke­n auch Bioprodukt­e aus dem Ausland verkauft, was dem Klima als auch der regionalen Landwirtsc­haft erhebliche­n Schaden zufügt.

Regionale und hochwertig­e Lebensmitt­el werden heute als Selbstvers­tändlichke­it angesehen. Der regionale Biolandbau ist dabei als Nische nicht unberechti­gt, aber gewiss keine Nachhaltig­keitsstrat­egie zur Erfüllung aller Konsumente­nwünsche und Ernährung unserer Bevölkerun­g.

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