Kurier

Vom Mut zum Widerstand: „Der Trafikant“

Sebastian Schug dramatisie­rte den Roman von Robert Seethaler in rascher Szenenfolg­e

- – THOMAS TRENKLER

Um als Volkstheat­er in den Bezirken politisch Flagge zu zeigen, hätte man auch „Der Bockerer“von Ulrich Becher und Peter Preses bringen können. Aber man wollte wohl eine Uraufführu­ng. Und so hatte am Freitagabe­nd im Volx/Margareten die Dramatisie­rung des Romans „Der Trafikant“Premiere – in der gegen Ende hin wenig bühnentaug­lichen Fassung von Autor Robert Seethaler.

Erzählt wird die kurze Geschichte des 17-jährigen Franz, der im Herbst 1937 als Lehrling bei einem Trafikante­n in der Währinger Straße beginnt. Er lernt sogleich Sigmund Freud kennen, der Zigarren kauft, und fragt ihn in Liebesding­en um Rat. Pikanterwe­ise verkörpert Elzemariek­e de Vos in der kurzweilig­en Inszenieru­ng von Sebastian Schug sowohl die Mutter als auch die Geliebte. Es geht aber nicht um ödipale Komplexe: Das eigentlich­e, berührende Thema ist der Widerstand kleiner Leute gegen das brutale NS-Regime.

Man macht überborden­des, vaudeville­artiges Jahrmarkts­theater – zu Songs von Iggy Pop und David Bowie über Lou Reed bis Bob Dylan („Forever Young“in der Übertragun­g von André Heller), trifft aber mitunter den Ton der Vorlage nicht. Stefan Suske imponiert als einbeinige­r, aber standfeste­r Trafikant, der energisch das Lesen der Zeitung anempfiehl­t; Nils Rovira-Muñoz rauft sich als überforder­ter Lehrling etwas gar oft die Haare. Obwohl Freud im Roman nach der Schrift redet, sächselt Klaus Huhle befremdlic­h. Lukas Watzl spielt E-Gitarre und im fliegenden Wechsel fast alle anderen Rollen. Das macht er ziemlich grandios.

 ??  ?? Lukas Watzl als NS-Scherge, Stefan Suske als Trafikant
Lukas Watzl als NS-Scherge, Stefan Suske als Trafikant

Newspapers in German

Newspapers from Austria