Kurier

Diesmal klarer Sieg für Van der Bellen

Bundespräs­ident. Das Ergebnis der Stichwahl fiel überrasche­nd deutlich aus

- VON K. LEITNER, J. HAGER UND M. BACHNER

Es war der längste Wahlkampf in der Zweiten Republik – fast ein Jahr hat er gedauert. Im Mai lagen Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer nur 30.000 Stimmen auseinande­r, dieses Mal baute der Ex-Chef der Grünen seinen Vorsprung auf rund 300.000 Stimmen aus.

Einer, der bis zuletzt auf Stimmenfan­g war, hat bereits Lust auf den nächsten. FPÖ-Mann Norbert Hofer kündigte gestern an, bei der Nationalra­tswahl (regulär 2018) anzutreten – als Nummer 2 hinter Parteichef Heinz-Christian Strache.

Auch wenn Hofer auch bei der zweiten Stichwahl unterlegen ist (siehe Grafik) – ein so gutes Resultat bei einer Bundeswahl haben die Blauen noch nie eingefahre­n. Und das wird Hofer großteils für sich verbuchen. Ein Machtkampf zwischen ihm und Strache bahnt sich an (siehe Seite 4).

Van der Bellen, der sich mit Hofer hart gematcht hatte, will nun „auf die Wähler der FPÖ zugehen“.

Solche, die einst für die Roten gestimmt haben, hat auch SPÖ-Chef Christian Kern im Visier – mit der jüngst demonstrie­rten Abkehr von der „Vranitzky-Doktrin“, dass die Blauen tabu seien. Er sehe es jetzt als seine Aufgabe an, in Zusammenar­beit mit Van der Bellen für einen „vernünftig­en Umgangston“in der Politik und zwischen den Parteien zu sorgen, sagt Kern. Und er nimmt in dem Zusammen- hang auch das Wort „Kooperatio­n“in den Mund. Er wünsche sich, dass die zerstritte­nen Parteien „wieder zusammenfi­nden“. In Richtung Hofer-Wähler sagte er: Niemand solle sich als Verlierer fühlen. Weitere Versöhnung­ssignale in Richtung Freiheitli­che.

Die sind auf ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehn­er schlecht zu sprechen. Neben dem „Establishm­ent“nennen sie ihn als Schuldigen für die Niederlage – weil er, wie Hofer sagt, Van der Bellen den Bürgern zur Wahl empfohlen habe; das habe vor allem auf dem Land gewirkt.

VP-Klubchef Reinhold Lopatka, der sich für Hofer ausgesproc­hen hatte, erklärt den Wahlausgan­g so: Die Europa-Frage sei entscheide­nd gewesen, habe Hofer auf dem Land viele schwarze Stimmen gekostet. Grünen-Frontfrau Eva Glawischni­g, die ihren Vorgänger als Unabhängig­en verkauft hatte, ortet auch eine „klar pro-europäisch­e Entscheidu­ng“, die nach dem Brexit und der US-Wahl sehr wichtig sei.

Novum bei einer Bundeswahl: Das vorläufige Resultat wird nicht am Abend vom Innenminis­ter verlesen. Kritik gab es daran, dass Ressortche­f Wolfgang Sobotka, obwohl Leiter der Bundeswahl­behörde, (ÖVP) gestern nicht im Lande war. Er war um 17 Uhr nach Deutschlan­d geflogen, um in der ARD- Talksendun­g Anne Will aufzutrete­n. Sobotkas Sprecherin rechtferti­gte dessen Absenz so: Er wolle den österreich­ischen Blickwinke­l zum Thema „Rechtsruck in Europa“vermitteln. Abgesehen davon habe er am Wahlsonnta­g „keine unmittelba­re Funktion“, werde aber rechtzeiti­g zur Briefwahl-Auszählung am Montag wieder da sein.

Schon ohne eingerechn­ete Briefwahlk­arten geht Van der Bellen als Sieger der zweiten Stichwahl hervor. Er wird am 26. Jänner als Nachfolger von Heinz Fischer angelobt.

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 ??  ?? Misserfolg für FPÖ-Kandidat Norbert Hofer. Er bleibt Dritter Nationalra­tspräsiden­t und will bei Nationalra­tswahl hinter Strache kandidiere­n
Misserfolg für FPÖ-Kandidat Norbert Hofer. Er bleibt Dritter Nationalra­tspräsiden­t und will bei Nationalra­tswahl hinter Strache kandidiere­n
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