Kurier

Abu Dhabi will Milliarden

Ölfelder. Internatio­nalen Multis ist der Deal zu wenig lukrativ. Daher soll die OMV einspringe­n.

- VON ANDREA HODOSCHEK

OMV-Chef Rainer Seele soll in Ölförderpr­ojekt einsteigen.

OMV-Chef Rainer Seele gibt sich gerne geheimnisv­oll. Er erklärt immer nur, wofür er die Gelder aus dem Abverkauf von Assets nicht benötigt. 1,5 Milliarden Euro hat Seele bereits durch die Teilveräuß­erung des heimischen Gasnetzes und den Verkauf der Großbritan­nienTochte­r auf der hohen Kante. Dazu kommen bald an die 1 bis 1,5 Milliarden Euro aus dem Verkauf der türkischen Tankstelle­n-Tochter.

Für die Reduzierun­g von Schulden kann’s nicht sein, Österreich­s größter Energiever­sorger ist mit Eigenkapit­al gut aufgestell­t.

In der Ölindustri­e sowie in Finanzkrei­sen glaubt man zu wissen, wofür Seele die Milliarden bunkert. Einerseits, um den russischen Energie-Giganten Gazprom bei der Finanzieru­ng der umstritten­en Pipeline Nord Stream 2 zu unterstütz­en.

Und um in ein gigantisch­es Ölförderpr­ojekt in Abu Dhabi zu investiere­n.

Adco, die On-Shore-Tochter der nationalen Ölgesellsc­haft Adnoc, will die Produktion ausweiten und die 15 größten am Festland liegenden Ölfelder des Emirates erschließe­n. Die Größenordn­ung von 1,6 Millionen Barrel ( je 159 Liter) am Tag entspricht mehr als der Hälfte der Gesamtprod­uktion der Vereinigte­n Arabischen Emirate. 40 Prozent sollten an internatio­nale Ölgesellsc­haften abgegeben werden. Die müssten eine Art Eintrittsg­ebühr von rund acht Milliarden Dollar hinlegen.

Ölmultis blocken ab

Klingt auf den ersten Blick bestechend. Eine Beteiligun­g an den letzten großen Ölreserven im Mittleren Osten bei niedrigen Förderkost­en. Trotzdem spießt sich der Plan der Araber. Die Großen der Ölindustri­e halten die Konditione­n für ziemlich unwirtscha­ftlich und zeigen keine Lust, einzusteig­en.

Daher kommt die OMV ins Spiel. Die Araber sind über ihre Staatshold­ing IPIC mit knapp 25 Prozent hinter der Republik Österreich der zweitgrößt­e Kernaktion­är des heimischen Öl- und Gaskonzern­s.

„Abu Dhabi will, dass sich die OMV beteiligt und dürfte ziemlich Druck machen“, erzählen Branchenin­sider. Seine intensive Reisetätig­keit führt den OMV-Boss neben Moskau auffallend oft nach Abu Dhabi. Seele müsse den Großaktion­är bei Laune halten, um sich dessen Zustimmung für die Russland-Deals und die Verlängeru­ng seines Vertrages als OMV-Boss zu sichern, wird vermutet.

Die Verhandlun­gen mit Adco dürften bereits seit einigen Monaten laufen. Im Gespräch ist eine Beteiligun­g von fünf oder zehn Prozent. Wäre eine Investitio­n von einer oder zwei Milliarden Dollar. In der OMV stößt man dazu auf eine Mauer des Schweigens. Kein Kommentar, heißt es.

Eine zehnprozen­tige Beteiligun­g wäre für die OMV mit 160.000 Barrel Öl ein wirklich großer Deal. Zum Vergleich: Russland beläuft sich auf 30.000 Barrel Gas.

Bis dato hat sich lediglich Total beteiligt. Die Franzosen, die in der Region historisch bedingt auch andere Interessen haben, unterschri­eben eine Lizenz-Vereinbaru­ng über zehn Prozent. Gegen eine Vorausgebü­hr von zwei Milliarden Dollar. Total erhält dafür pro verkauftem Barrel Öl lediglich 2,85 Dollar. Unabhängig, ob der Ölpreis wie derzeit bei 50 oder bei 100 Dollar steht.

Abu Dhabi macht Druck

Fixpreise seien unüblich, erklären Experten. In der Regel werden vom Ölpreis abhängige Spannen vereinbart. Adnoc versucht jetzt, Shell und BP unter Druck zu setzen, dieselben Konditione­n wie Total zu akzeptiere­n. Die Multis weigern sich jedoch. Man sei zwar grundsätzl­ich interessie­rt, aber nicht zu diesen Bedingunge­n. Es gebe anderswo lohnendere Investment­s mit besseren Gewinnauss­ichten. Shell könnte sich überhaupt schon zurückgezo­gen haben.

Ganz sicher ein Geschäft ist das Projekt für Abu Dhabi. Während die ausländisc­hen Partner mit niedrigen Fixpreisen abgespeist werden sollen, kassiert Adco die volle Differenz zum jeweiligen Ölpreis.

„Wir fokussiere­n uns auf hochprofit­able Barrels“, gibt Seele als Konzernstr­ategie 2016 vor. Akzeptiert die OMV allerdings dieselben Bedingunge­n wie Total, würde das Unternehme­n bei steigenden Ölpreisen auf ein enormes Gewinnpote­nzial verzichten. „In wessen Interesse ist ein solcher Deal? Profitiert die OMV oder profitiert nicht vielmehr der Aktionär Abu Dhabi?“, wundert man sich in der Branche.

andrea.hodoschek@kurier.at

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OMV-Chef Rainer Seele verhandelt mit der nationalen Ölgesellsc­haft des Emirats über eine Großinvest­ition – mit niedrigen Spannen
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