Kurier

Ein russisch-österreich­isches Tauschgesc­häft

Deal (fast) fix: OMV tauscht Teil der NorwegenTo­chter gegen sibirische Gas-Beteiligun­g

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Am Mittwoch hatte die Heimlichtu­erei ein Ende. Gazprom-Boss Alexey Miller und OMV-Chef Rainer Seele unterschri­eben die lange verhandelt­e Vereinbaru­ng über den Abtausch von Beteiligun­gen, der KURIER berichtete bereits. Mit dabei, um den Deal politisch aufzuwerte­n, waren Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling und der russische Vize-Energiemin­ister Anatoly Yanovsky. Zum anschließe­nden Mittagesse­n kam dann auch Bundeskanz­ler Christian Kern.

Die OMV erhält knapp 25 Prozent am Projekt zur Ent- wicklung zweier Blöcke des Gas-, Kondensat- und Ölfeldes Urengoy und wird in Sibirien in Summe 900 Millionen Euro investiere­n. Jeweils 40 Prozent davon 2017 und 2018. Gazprom, weltweit größter Gaskonzern, erhält dafür 38,5 Prozent an der norwegisch­en Tochter der OMV (siehe Grafik). Die Reserven des teilstaatl­ichen, heimischen Öl- und Gaskonzern­s erhöhen sich damit um 50 Prozent.

Der Deal ist freilich noch nicht in trockenen Tüchern. Die gegenüber dem Einstieg der Russen skeptische norwegisch­e Regierung muss erst zustimmen. „Diese Arbeit steht noch vor uns“, sagte Miller und zitierte das russische Sprichwort, man solle „Probleme dann lösen, wenn sie auftauchen“. Miller und Seele wollen demnächst gemeinsam Behördente­rmine in Norwegen absolviere­n. Kern hatte bereits am Rande der UNO-Vollversam­mlung im September mit der norwegisch­en Ministerpr­äsidentin Erna Solberg gesprochen.

Die Frage des Preises

Entscheide­nd für die Ertragskra­ft des Geschäftes für die OMV ist der Preis, den sie für das sibirische Gas erhält. Das Pricing erfolge nach einer Formel, es würden nicht die Preise in Russland zur Anwendung kommen. Mehr wollte Miller dazu nicht sagen. Die russischen Inlandspre­ise sind wesentlich niedriger als die Weltmarktp­reise.

Die OMV werde mit Gazprom auch in Europa, dem wichtigste­n Absatzmark­t für russisches Gas, kooperiere­n, kündigte Seele an. Österreich sei ein wichtiger Schlüsselm­arkt, betonte Miller. Die Rolle Österreich­s als Knotenpunk­t werde immer wichtiger und mit der geplanten Pipeline Nord Stream 2 „noch bedeutende­r“.

Alle westlichen Partner hätten bestätigt, dass sie an Nord Stream 2 teilnehmen würden. In welcher Form, ließ Miller offen. Vermutlich nicht mehr als Beteiligte, sondern als Geldgeber. Es gehe um langfristi­ge Finanzieru­ngen aus Kreditmitt­eln, „wir sehen keine Risiken bei der Finanzieru­ng“, meinte Miller. Die OMV könnte das umstritten­e Projekt, wie berichtet, über eine Wandelanle­ihe im Volumen von einer Milliarde Dollar mitfinanzi­eren. Der Terminplan werde halten, die Pipeline werde bis 2019 in Betrieb gehen, sagte der Gazprom-Chef.

Technologi­e

Von der Beteiligun­g in Norwegen erhoffen sich die Rus- sen nicht nur eine geografisc­he Diversifiz­ierung ihrer Energieres­erven, sondern auch moderne Technologi­e bei der schwierige­n Förderung am Schelf (vom Meer bedeckter Festlandso­ckel). Man wolle die Schelf-Produktion in Russland vergrößern, Norwegen „arbeitet schon lange am Schelf “(Miller). Russland bewege sich bei der Förderung weiter nach Norden, der nächste Schritt sei der russische Schelf. Wo „enorme Vorkommen lagern“, die aber noch nicht erkundet seien. Weshalb der Einstieg in Norwegen „aus technologi­scher Sichtweise sehr interessan­t ist“.

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Gazprom-Boss Alexey Miller und OMV-Chef Rainer Seele (links) sind sich einig

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