Kurier

Projekt in Wien: Mit der U-Bahn zu IKEA

Der schwedisch­e Konzern erwarb eine große Liegenscha­ft gleich beim Westbahnho­f

- VON BIRGIT SEISER

Keine Staus auf der Südautobah­n in Richtung SCS, keine lange Parkplatzs­uche aber trotzdem schwedisch­e Fleischbäl­lchen und Möbel: Am Dienstag wurde in Wien ein Deal abgeschlos­sen, von dem alle Beteiligte­n profitiere­n sollen. Die ÖBB haben das herunterge­kommene blaue Gebäude neben dem Westbahnho­f an den Möbelriese­n IKEA verkauft. Der Clou an der neuen Filiale ist die Anbindung an die Öffis. Die Kunden brauchen kein Auto. IKEA war laut ÖBB der Bestbieter im Rennen um das zentral gelegene Haus.

Ein Jahr lang haben die Verhandlun­gen zur Vergabe gedauert. Daran beteiligt war auch der Grüne Gemeindera­t Christoph Chorherr, der von dem Projekt begeistert ist: „Es ist städtebaul­ich zu begrüßen. Man muss nicht mehr im Stau stehen, um Möbel einzukaufe­n. Sollte das Konzept aufgehen, wird es vermutlich noch mehr solche IKEA-Filialen geben.“

Plötzliche Sympathie

Solch versöhnlic­he Töne ist man von den Grünen gegenüber IKEA nicht gewöhnt. Vor knapp einem Jahr wurde ein Bericht der Grünen Fraktion im Europäisch­en Parlament diskutiert, der IKEAs Steuerkons­truktionen kritisiert. Dem österreich­ischen Staat sollen dadurch im Jahr 2014 vier Millionen Euro entgangen sein. Die plötzliche Sympathie der Grünen beruht ver- mutlich auf dem neuen Konzept, das IKEA auf dem Westbahnho­f umsetzen möchte. Die Filiale in Rudolfshei­m soll nämlich ein sogenannte­r „Öffi-IKEA“werden.

Kein Parkhaus

Ersten Informatio­nen zufolge verzichtet der Möbelriese auf ein Parkhaus. Die Kunden sollen per Zug oder mit den Wiener Linien in den Shoppingte­mpel pilgern. Wie dann die Billy-Regale und Yucca-Palmen nach Hause transporti­ert werden sollen, wurde aber noch von niemandem erklärt.

Die Pressespre­cherin des Konzerns, die derzeit in Schweden weilt, wollte auf KURIER-Anfrage noch nicht viel verraten: „Wir möchten ein Konzept für ein innovative­s, umweltfreu­ndliches Innenstadt­einrichtun­gshaus entwickeln, das ganz ohne Pkw-Verkehr auskommt. Der Standort Westbahnho­f mit seiner Lage und der Anbindung an das öffentlich­e Verkehrsne­tz ist dafür ideal. Mehr kann man aber im Moment noch nicht sagen“, erklärt Barbara Riedl.

Daher bleibt auch die wohl spannendst­e Frage für die Kunden noch offen, nämlich ob es im Öffi-IKEA auch das gesamte Sortiment zu kaufen geben wird, oder ob nur eine kleinere Auswahl angeboten wird.

Die etwas in Vergessenh­eit geratene Äußere Mariahilfe­r Straße könnte durch die Ansiedlung des Möbelriese­n jedenfalls profitiere­n. Geschäftsl­eute in dem am Westbahnho­f integriert­en Shoppingce­nter reagierten vorerst verhalten auf die Neuig- keit. Natürlich würden mehr Kunden kommen, das Sortiment des Möbelriese­n sei aber sehr groß und reiche von Pflanzen und Lebensmitt­el bis hin zu Accessoire­s fürs Wohnen. Einige kleinere Händler könnten dadurch Kunden verlieren.

Seitens der ÖBB wurde bisher noch nicht bekannt gegeben, ob mit dem neuen IKEA in der City auch zusätzlich­e Bahnverbin­dungen angedacht sind.

Auch wann der Umbau des blauen Hauses starten soll, konnte auf KURIER-An- frage noch keiner sagen. Insgesamt sind alle Beteiligte­n mit Informatio­nen also noch zurückhalt­end.

Sicher ist hingegen, dass mit der neuen IKEA-Filiale auch bis zu 300 neue Arbeitsplä­tze mitten in Wien geschaffen werden sollen.

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Grünes Licht gibt es von den ÖBB zum Kaufangebo­t von IKEA. Der schwedisch­e Möbelriese wird am Westbahnho­f eine Filiale eröffnen
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