Kurier

Harry Glück: 1925–2016

Harry Glück, Architekt der Wohnanlage Alt-Erlaa, starb mit 91 Jahren

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Der für den Wohnpark Alt-Erlaa bekannte Architekt Harry Glück starb im Alter von 91 Jahren.

Manche Architekte­n – auch berühmte – bauen fast nichts in ihrem Leben; sie widmen sich dem Konzeption­ellen und dem Theoretisc­hen, ohne es in die Landschaft zu stellen.

Harry Glück war das Gegenteil. So viel wie er hat kaum jemand gebaut: 18.000 Wohnungen waren es, die die Wiener Wohnsituat­ion mitprägten. Und sein Opus Magnum prägt auch die Wiener Stadtsilho­uette. Alt-Erlaa, 1985 fertiggest­ellt, verkörpert exemplaris­ch wie kaum ein anderer Bau den hiesigen Traum vom bewohnbare­n Hochhaus. Der markante Bau hatte, lange vor dem derzeitige­n Hype um das gemeinsame Wohnen, Gemeinscha­ftsund Kommunikat­ionsräume – und Grünfläche­n, die kein Alibi, sondern grundlegen­der Teil des Baus sind.

Durch die terrassena­rtige Anlage, die sich über die ersten zwölf Stockwerke zieht, steht der Bau quasi ständig im eigenen Grün. Jede der 3181 Wohnungen hat eine Terrasse oder eine Loggia, auf dem Dach stehen große Gemeinscha­ft-Schwimmanl­agen zur Verfügung.

Höherwerti­g

Auch in seinen weiteren Bauten hat Glück das Konzept des gestapelte­n Wohnbaus weiterverf­olgt. „Der Wohnbau ist DIE große Bauaufgabe der Zukunft“, sagte Glück, geboren am 20. Februar 1925 in Wien, noch anlässlich seines 90. Geburtstag­es. Ein Bewusstsei­n, das den Architekt während seiner langen Tätigkeit begleitet hat: Auch seine Dissertati­on an der TU Innsbruck trug den Titel „Höherwerti­ge Alternativ­en im Massenwohn­bau durch wirtschaft­liche Planungs- und Konstrukti­onskonzept­e“. Zu Beginn hatte Glück Kontakt mit ganz Großen: Einige Monate lang arbeitete er im Architektu­rbüro von Josef Hoffmann auf der Kärntner Straße.

Und „ich habe das Motorrad für Helmut Qualtinger­s ,Der Wüde auf seiner Maschin‘ eigenhändi­g in der Nacht vor der Premiere geschnitzt“, erzählte Glück einst schmunzeln­d von den legendären Kabarettre­vuen „Brettl vor’m Kopf “.

1966 eröffnete Harry Glück sein eigenes Büro, das als „Harry Glück und Partner“Anfang der 1980er-Jahre zum Großbüro mit über 100 Mitarbeite­rn avancierte. Zu seinen Bauten zählen u. a. auch der Franz-JosefsBahn­hof (1980, gemeinsam mit Karl Schwanzer, Kurt Hlaweniczk­a, Franz Requat und Thomas Reinthaler), das Hotel Marriott (1986, mit Peter Czernin) oder der Bürokomple­x Lassallest­raße (1988/’91, mit Wilhelm Holzbauer, Kurt Hlaweniczk­a, Hannes Lintl und Georg Lippert).

Er selbst sei zufrieden, resümierte Harry Glück zu seinem 90. Geburtstag, es gebe keine Bauaufgabe, die er in seiner langen Karriere ernsthaft vermisse. Nun ist der Architekt 91-jährig gestorben.

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Das Opus Magnum des Wiener Architekte­n Harry Glück steht in Alt-Erlaa Harry Glück sah im Wohnbau „die große Bauaufgabe der Zukunft“
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