Kurier

Die Zweite Republik im Spiegel eines Politiker-Lebens

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terreicher wiederfind­en. Und für diejenigen, die die Ärmlichkei­t der Nachkriegs­zeit, den Eisernen Vorhang und die Aufholjagd Österreich­s zum fünftreich­sten Mitgliedsl­and in einer europäisch­en Union nicht bewusst miterlebt haben, ist der Film ein spannender Blick in Österreich­s jüngere Geschichte. Prölls Geschichte ist pars pro toto. Seine Geburtsstu­nde fällt mit jener der Zweiten Republik zusammen, sein ganzes Leben spielte sich in Österreich­s Kerngebiet, in Niederöste­rreich, ab.

„Ich konnte mich mit dem Eisernen Vorhang nie abfinden, ich wollte nicht akzeptiere­n, dass es dreißig Kilometer von unserem Dorf entfernt nicht mehr weitergehe­n, nichts mehr geben sollte“, sagt Pröll an einer Schlüssels­telle des Interviews.

Zwei Künstler, die aus der damals kommunisti­schen Tschechosl­owakei f lohen, stillten seine Neugier und erzählten von „drüben“. Sie waren es auch, die Prölls Kunstsinn weckten. Der Weinviertl­er Kultursomm­er wurde Prölls erstes Projekt, das aus dem Agrarland Niederöste­rreich auch ein Kulturland machen sollte.

„Ich suche für die Serie nach Menschen, die aus der Durchschni­ttlichkeit hervorstec­hen“, sagte André Heller bei der Präsentati­on des Pröll-Films am Dienstagab­end im Palais Niederöste­rreich in der Wiener Innenstadt. Launig schilderte Heller, dessen Vater ein reicher Industriel­ler war, sein Verhältnis zur ÖVP: „In meiner Familie gab es nur ÖVP-Wähler. Mein Vater hat am 1. Mai die Wohnung verdunkelt und gesagt, die Sozialiste­n wollen unsere Tulpen im Vorgarten verstaatli­chen. Das hat mich sehr früh zu einem SPÖ-Wähler gemacht.“

ORF- Boss Alexander Wrabetz sagte, Heller habe bei der Auswahl der „Menschenki­nder“vom völlig freie Hand.

Zur Präsentati­on des Films kamen Salzburgs Festspielp­räsidentin Helga Rabl-Stadler, die Direktorin des Jüdischen Museums Danielle Spera, die Direktorin der Nationalbi­bliothek hanna Rachinger, Schauspiel­erin Andrea Eckert sowie Erwin und Sisi Pröll.

daniela.kittner@kurier.at

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André Heller, Erwin Pröll: „Menschenki­nder, die aus der Durchschni­ttlichkeit hervorstec­hen“

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