Kurier

Milliarden-Entlastung & EU-Präambel für FPÖ

Burgenland­s Landeschef präzisiert Kriterien für künftigen Regierungs­pakt im Bund

- VON KARIN LEITNER UND THOMAS OROVITS

Ex-SPÖ-Kanzler Franz Vranitzky missfällt die Debatte über künftige Regierungs­konstellat­ionen im Bund. SPÖ und ÖVP redeten über eine „Öffnung zu anderen Koalitione­n“und sagten gleichzeit­ig, dass nicht vorzeitig gewählt werde. – „Wenn es in absehbarer Zeit keine Wahl gibt, stellt sich die Koalitions­frage nicht, und die Koalitions-Debatte ist unnütz“, sagte Vranitzky dem KURIER.

Burgenland­s SPÖ-Landeshaup­tmann Hans Niessl, der die Bundespart­ei ja zu einer Öffnung gegenüber den Freiheitli­chen drängt, ist anderer Ansicht: „Ich sehe den Auftrag von unserem Bundesvors­itzenden Christian Kern, einen Kriterienk­atalog für zukünftige Koalitione­n zu erarbeiten. Und dieser Auftrag ist gut.“

Entlastung­sbedingung

Erneut nennt Niessl, der mit den Blauen regiert, „soziale Gerechtigk­eit“als eine der Bedingunge­n für einen Bündnis nach der Nationalra­tswahl. Seine Vorstellun­gen sind schon präzise. Er will erneut eine Steuerrefo­rm mit einem Volumen von fünf Milliarden Euro. Davon profitiere­n sollten Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen. Niessl nennt als dahingehen­des Limit die ASVG-Höchstbeme­ssung, das sind rund 4800 Euro brutto. Wer derzeit keine Steuern bezahlt, solle über Negativste­uern entlastet werden. Niessl ist überzeugt davon, „dass das eins zu eins in den Konsum geht“.

Wie soll das finanziert werden? „Durch eine moderate Vermögensb­esteuerung. In Österreich ist diese niedrig. Da sollten wir in das EU-Mittelfeld aufschließ­en.“Was möchte er konkret? Österreich sollte sich „am deutschen und schweizeri­schen Modell orientiere­n. Arbeitsplä­tze in Unternehme­n sollten dadurch aber nicht gefährdet werden.“

Bis zu Koalitions­gesprächen will Niessl nicht unbedingt warten. Auf die Frage des KURIER, wann die Entlastung greifen sollte, sagt Niessl: „Möglichst bald.“

Die ÖVP verwahrt sich nach wie vor gegen höhere Vermögenss­teuern, auch FPÖChef Heinz-Christian Strache hat kürzlich kundgetan, dass ihn „Steuerbela­stungsidee­n“– Vermögens- Maschinen-, Erbschafts­steuer – von Christian Kern inhaltlich trennen. Dennoch schwärmt Niessl von Straches Statthal- tern im Burgenland, mit denen er regiert. Die Bilanz sei hervorrage­nd: „Wir haben einen Nächtigung­srekord mit mehr als drei Millionen in diesem Jahr. Im Jahresdurc­hschnitt hatten wir mehr als 100.000 Beschäftig­te – so viele wie noch nie. Das Wirtschaft­swachstum beträgt im Österreich-Schnitt 0,9 Prozent, im Burgenland werden wir heuer wieder bei über zwei Prozent sein. Die Armutsgefä­hrdung liegt in der EU bei 16 Prozent, in Österreich 14 Prozent, im Burgenland bei weniger als zehn Prozent.“

Teilt Niessl Franz Vranitzkys Befund, dass es Strache verabsäume, sich von den Rechtsdema­gogen zu distanzier­en, „die das europäisch­e Integratio­nswerk zerstören wollen“? Auch da verweist der Landeshaup­tmann auf seine Kooperatio­n mit den Freiheitli­chen im Burgenland: „Die FPÖ bekennt sich in einer Vorbemerku­ng im Koalitions­pakt klar zur EU, gegen Antisemiti­smus, Radikalism­us, Extremismu­s und zu unseren Volksgrupp­en. Das kann man im Bund in ähnlicher Form machen.“

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Für Niessl ist die Koalitions­debatte nicht unnütz: „Ich sehe den Auftrag von unserem Bundesvors­itzenden Kern, einen Kriterienk­atalog für zukünftige Koalitione­n zu erarbeiten. Dieser Auftrag ist gut“

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