Hunderte Klagen gegen Fonds-Anleger
Heimische Sparer sollen Ausschüttungen zurückzahlen – sie wehren sich
Auf diese vorweihnachtliche Überraschung hätten Hunderte österreichische Anleger gern verzichtet. Sie haben vor Jahren in angeblich lukrative Schiffs- und HollandImmobilienfonds des Hamburger Emissionshauses MPC investiert und werden jetzt auf Rückzahlung der erhaltenen Ausschüttungen geklagt. Da geht es gleich einmal um 20.000, 30.000 Euro und noch mehr. Zusätzlich werden aber auch noch vier Prozent Verzugszinsen pro Jahr von den betroffenen „Investoren“gefordert.
Alleine beim ImmobilienFonds „Holland 47“wurden in einer ersten Welle von der MPC-Treuhandfirma rund 600 Klagen gegen österreichische Anleger eingebracht. Dazu kommen noch mehrere Hundert Klagen gegen Anleger von Banken, die MPCFonds mittels Krediten mitfinanzierten.
Ex-Justizminister und Anwalt Dieter Böhmdorfer schäumt. Er vertritt nicht nur zahlreiche Betroffene, sondern ist auch selbst Geschädigter und hat eine Rückzahlungsklage erhalten. „Sie haben bis heute nicht offengelegt, warum das Scheitern des Holland-Fonds 47 unvermeidlich war. Ein redlicher Kaufmann hätte nichts zu verbergen“, sagt Böhmdorfer zum KURIER. „Sie sagen nur, sie hätten die Fonds-Immobi- lien nicht mehr weitervermieten können. Dann hätten sie diese eben zu niedrigeren Preisen vermieten müssen.“Nachsatz: „Wir vertreten jetzt Anleger, die mit aller Kraft gegen diese mutmaßlichen kaufmännischen Malversationen ankämpfen wollen.“
Firmenbeteiligung
Die Crux bei diesen Fonds ist, dass es sich dabei um keine Kapitalveranlagung, sondern um eine Unternehmensbeteiligung handelt. Als „Teilhaber“tragen die Anleger das unternehmerische Risiko mit. Außerdem erfolgten die Ausschüttungen nicht aus erzielten Gewinnen, sondern aus dem Eigenkapital, das die Anleger eingezahlt, und aus den Krediten, die die Banken gewährt hatten. Da diese Fonds aber zum Teil massive Verluste erwirtschafteten, konnten sie die Bankkredite nicht zurückzahlen. Dafür sollen nun die Fonds-Miteigentümer, sprich die geklagten Anleger, geradestehen.
Allein der Verein für Konsumenteninformation (VKI) vertritt 3300 Betroffene, die 130 Millionen Euro in MPCFonds investiert haben.
„Bei uns sind 250 Rückzahlungsklagen nur in Sachen des Holland-47-Fonds eingelangt“sagt VKI-Jurist Thomas Hirmke. „Bisher ist es rechtlich nicht geklärt, ob die Rückzahlungsforderun- gen überhaupt berechtigt sind.“Indes heißt es seitens MPC, dass die Verluste der Fonds auf die weltweite Wirtschaftskrise zurückzuführen sind. „Ich verstehe, dass die Anleger über diese Rückforderung entrüstet sind“, sagt Kurt Cowling von MPC Österreich. „Es sind leider wirt- schaftliche Verwerfungen und Risken eingetreten.“Nachsatz: „Der Vorwurf der Malversationen ist falsch und wird zurückgewiesen.“Auch habe man Böhmdorfer einen Termin in der MPC-Zentrale in Hamburg angeboten, er habe aber diesen nicht wahrgenommen.