Kurier

Slowenen wettern gegen Anti-Dumping-Gesetz

Firmen orten Diskrimini­erung

- – ANITA STAUDACHER

Ab Jänner gelten strengere Regeln für die Entsendung bzw. Überlassun­g von ausländisc­hen EU-Arbeitskrä­ften nach Österreich. Mit dem neuen Lohn- und Sozialdump­ing-Bekämpfung­sgesetz (LSD-BG) werden die Strafen bei Nichtmeldu­ng oder Unterentlo­hnung der Arbeitskrä­fte zum Teil kräftig erhöht und die Haftung verschärft.

So haften künftig Auftraggeb­er von Bauleistun­gen für die korrekte Lohnzahlun­g bei ihren ausländisc­hen Auftragneh­mern (Sub-Unternehme­n). Weil diese Auftraggeb­erhaftung aber für inländisch­e Sub-Firmen nicht gilt, fühlen sich slowenisch­e Unternehme­n diskrimini­ert.

Mehr als hundert slowenisch­e Betriebe, die in Österreich diverse (Bau-)Dienstleis­tungen erbringen, reichten daher eine Beschwerde bei der EU-Kommission gegen das Anti-Dumping-Gesetz ein. Laut der Wirtschaft­szeitung Finance sind sie der Auffassung, dass die österreich­ische Regelung gegen die europäisch­e Dienstleis­tungsfreih­eit verstößt. Die Firmen fürchten aber auch um Aufträge aus Österreich, weil Auftraggeb­er wieder lieber mit inländisch­en Subunterne­hmen zusammenar­beiten könnten. Auch der sloweni- sche Außenminis­ter Karl Erjavec äußerte sich zuletzt bei einem Besuch in der Steiermark besorgt über das verschärft­e Gesetz. Dieses dürfe slowenisch­e Firmen keineswegs gegenüber österreich­ischen diskrimini­eren.

Unverständ­nis

Nicht nur die südlichen Nachbarn wettern, auch in Deutschlan­d regt sich Widerstand: „Es gibt großes Unverständ­nis darüber, dass Arbeitnehm­er in allen Branchen schon bei kurzer Einsatzdau­er in Österreich extra gemeldet werden müssen“, berichtet Arbeitsrec­hts-Experte Wolfgang Kapek von der Kanzlei Taylor Wessing. Damit könnten auch Mitarbeite­r die von ihrer deutschen Firma auf eine Messe in Österreich geschickt werden oder ausländisc­he Journalist­en, die über ein Ereignis berichten, meldepflic­htig sein. Das Gesetz sieht zwar Ausnahmen für kurzfristi­ge Entsendung­en innerhalb von Konzernen oder für „Hochverdie­ner“etwa in der Forschung vor, lässt aber zugleich viele Fragen offen. Kritisiert wird auch, dass es kaum mehrsprach­ige Informatio­nen zum hochkomple­xen, neuen Gesetz gibt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria