Kurier

Bodycams für ÖBB-Securitys

50 Mitarbeite­r in Wien und Graz tragen Kameras. 211 Übergriffe auf Bahn-Personal

- VON MICHAEL BERGER UND KATHARINA ZACH

Nach dem positiven Erfahrunge­n der Polizei mit den Bodycams, rüsten jetzt auch die ÖBB auf. Seit 1. Dezember sind 50 Sicherheit­smitarbeit­er mit Kameras – sie sind an der Kleidung befestigt – unterwegs. Eingesetzt werden die Bodycams am Wiener und am Grazer Hauptbahnh­of.

Hintergrun­d: Während Diebstähle bei ÖBB-Einrichtun­gen aber auch Tätlichkei­ten gegen Reisende rückläufig sind, ist im laufenden Jahr bei Übergriffe­n gegen ÖBB-Securitys ein Anstieg zu verzeichne­n. So wurden heuer bis dato 69 Mal ÖBBSecurit­ys angegriffe­n. Noch schlimmer erging es den Zugbegleit­ern: 142 Schaffner waren heuer Ziel von tätlichen Attacken.

Neben Mitarbeite­rschulunge­n und verstärkte Security-Präsenz werden daher auf den beiden Hauptbahnh­öfen die Bodycams eingesetzt. Vorerst als Pilotversu­ch, ab 2017 erfolgt dann der Regelbetri­eb. Die Geräte sind gut sichtbar an den Uniformen der Mitarbeite­r zwischen Schulter- und Brustberei­ch angebracht, der Kamerakopf ist schwenkbar. ÖBB-Konzernspr­echerin Juliane Pam- me erklärt: „Die Aktivierun­g der Bodycams erfolgt nur bei Verdacht auf einen strafrecht­lich relevanten Vorfall. Und unsere Securitys müssen die gefilmte Person in Kenntnis setzten, dass die Kamera eingeschal­ten wird.“

Rechtlich sehen die ÖBB keine Probleme. Laut Pamme wurde von der Datenschut­zbehörde (DSB) die Genehmigun­g für den Probebetri­eb er- teilt. Dort heißt es, dass es sich bei den Bodycams lediglich um eine Ausdehnung der Videoüberw­achung mit einem anderen System handle.

Gesetzlich­e Grundlage

Anders sieht das Johann Maier, Vorsitzend­er des beim Bundeskanz­leramt eingericht­eten Datenschut­zrates. „Meine persönlich­e Einschätzu­ng ist, dass für die Verwen- dung von Bodycams bei privaten Security eine gesetzlich­e Grundlage fehlt“, sagt er im Gespräch mit dem KURIER. Bei einer Genehmigun­g durch die Datenschut­zbehörde befürchtet er, dass künftig auch andere Firmen mit ähnlicher Argumentat­ion an die DSB herantrete­n werden. Ihnen müsste man die Verwendung dann auch genehmigen. „Ich halte es aber für Unverhältn­ismäßig, wenn die Überwachun­g für das Sicherheit­sgewerbe freigegebe­n wird.“Eine rechtliche Grundlage könnte mit einem Bundesgese­tz für das private Sicherheit­sgewerbe geschaffen werden.

Ins selbe Horn bläst Datenschüt­zer Georg Markus Kainz vom Verein „Quintessen­z“. „Der Träger allein entscheide­t, wann er die Kamera einschalte­t.“Im Zweifel stehen die Aufnahmen dann auch nur für den Wachschutz zur Verfügung. Und: „Wir wissen auch nicht, was mit dem Videomater­ial geschieht.“Securitys seien zudem keine Staatsdien­er wie Polizeibea­mte. Kainz plädiert dafür, die Aufnahmen zu verschlüss­eln und den Code gegebenenf­alls der Sicherheit­sfirma und dem Betroffene­n zur Verfügung zu stellen.

Abseits von Datenschut­zBedenken scheint der Bodycam-Einsatz sein Ziel zu erfüllen. Nicht nur die Polizei berichtet von sinkenden Eskalation­slevels bei Einsätzen, auch bei der Deutschen Bahn ist man zufrieden. Dort werden die kleinen Kameras seit vergangene­m Sommer getestet. Laut Medienberi­chten habe sich gezeigt, dass die Zahl der Übergriffe zurückgeht. Wien/München. Nach dem sexuellen Missbrauch einer jungen Frau nach einem Oktoberfes­t-Besuch in München haben deutsche Polizisten nun zwei Tatverdäch­tige ermittelt: Es soll sich um zwei 21-jährige Männer aus dem Raum Wien handeln.

Bisher ist bekannt, dass die 23-jährige Frau nach dem Oktoberfes­t noch eine Bar in München aufgesucht haben soll. Dort dürfte sie die Männer kennengele­rnt haben. Die beiden sollen das Opfer so betrunken gemacht haben, dass es zu keinerlei Widerstand mehr fähig war. In diesem Zustand dürften die Männer die 23-Jährige in eine Wohnung im Landkreis Ebersberg gebracht und missbrauch­t haben. Danach schaffte sie es, die Unterkunft zu verlassen und verständig­te Angehörige.

Hans-Peter Kammerer, Sprecher des Polizeiprä­sidiums Oberbayern Nord, machte am Mittwoch wegen „polizeitak­tischer Dinge“keine weiteren Angaben: Man wolle keine Fluchtgefa­hr erzeugen. Besitzer der Wohnung dürfte ein Geschäftsm­ann aus Wien sein, der die Verdächtig­en im Tatzeitrau­m beherbergt haben soll. Bei ihm soll es sich um einen Angehörige­n der Verdächtig­en handeln.

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ÖBB-Mitarbeite­r sind verstärkt Ziele von Attacken. Die Bodycams sollen Gewalttäte­r jetzt abschrecke­n

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