Mit Geschichten und Bildern merkt man sich vieles besser
Viele Gedächtnis-Strategien sind effektiv im Alltag einsetzbar und haben sich seit Jahrhunderten bewährt
„Es ist unglaublich, welche Fülle an Daten, Fakten und Zahlen wir uns mithilfe bestimmter Gedächtnisstrategien merken können“, sagt Luise Maria Sommer. Eine Reihe dieser Memorier-Systeme hat sich im Gedächtnissport bewährt. Manche sind relativ einfach zu lernen und gehen bis zu den alten Griechen zurück.
Andere sind hochkomplexe Codierungssysteme, die nach ihren Entwicklern benannt wurden – etwa das „Dominic-System“nach dem achtmaligen Gedächtnisweltmeister Dominic O’Brien oder das „Ben-System“nach Ben Pridmore, das etwa für Dezimalzahlen 1000 Bilder verwendet.
Hier einige der bewährten Techniken, die sich für den Alltag gut eignen: – Haken-Methode Damit gelingt es, beliebige Informationen dauerhaft mit im Gehirn angelegten „Haken“zu verknüpfen – für die Zahlen 0 bis 10 kann man Bilder verwenden, die man immer wieder übt. Luise Maria Sommer empfiehlt etwa für 1 eine Kerze, für 3 einen Dreizack, für 4 ein Klavier, für 5 eine Hand usw. Sitzen die Haken, kann man sie auch zum Merken von Begriffen gut nützen. – Zahlenbilder-Methode Als Grundlage dienen Bilder, die man sich zunächst für die Ziffern von 0 bis 9 zurechtlegt. Sommer: „Sitzen diese Bilder, kann man sich damit PinCodes, Telefonnummern usw. unvergesslich einprägen.“Auch eine To-do-Liste, die einem unterwegs einfällt, könne an „Zahlenhaken“aufgehängt werden: „Man verknüpft das Zahlenbild mit einem Bild des zu Erledigenden. Wenn morgen als erstes Herr Müller anzurufen ist, wird die Kerze möglichst einprägsam auf Herrn Müller platziert oder ihm imaginär in die Hand gedrückt.“ – Geschichten-Methode Schlüsselbegriffe, die man sich merken will, werden zuerst zu Bildern, die man dann zu einer Geschichte verknüpft. Sommer: „Damit kann man sich die sieben Weltwunder ebenso merken wie die EU-Mitgliedsstaaten nach Bevölkerung.“Das könnte man auch alles googeln. Sie plädiert für eine Basis-Wissenslandkarte im Kopf. „Jede Fähigkeit, die wir nicht mehr nutzen, verkümmert.“– Loci-Methode Diese Technik (von lat. locus für Ort) nutzten bereits die Redner im alten Griechenland, um sich ihre oft stundenlangen Vorträge zu merken. Sie gilt heute noch als eine der effektivsten Merkmethoden. Dafür legt man Dinge, die man sich merken will, möglichst bildhaft und einprägsam an bestimmten Orten ab (entspricht dem Einprägen). Werden sie benötigt, holt man sie wieder ab (entspricht dem Erinnern). Damit kann man sich Hunderte Wörter ebenso merken wie lange Vorträge in freier Rede. Sommer: „Als Loci eignen sich Wege durch verschiedene Zimmer in Ihrem Haus oder Ihrer Wohnung oder Rundgänge durch vertraute Gebäude, den Garten, den Wald.“ – Schlüsselwort-Methode Um sich schwierige Namen, Vokabel oder Fremdwörter einzuprägen, verbindet man die Begriffe mit einem bildgebenden Schlüsselwort. So lässt es sich später wieder leicht abrufen. Sommer nennt ein Beispiel: clôture heißt französisch Zaun und wird „clotür“ausgeprochen. Das passende Schlüsselwort liegt hier für die GedächtnisMeisterin auf der Hand. Buchtipp Luise M. Sommer: „Gutes Gedächtnis leicht gemacht. Die besten Merktipps von A bis Z“, Krenn-Verlag, 22 €. Im Webshop unter www.luisemariasommer.at erhältlich.