Kurier

Eine Misswahl, die tödlich endet

Im Salzburger Landkrimi ermitteln Manuel Rubey und Stefanie Reinsperge­r

- – MARCO WEISE

Ein Naturschau­spiel, ein faktenverl­iebter, melancholi­scher Ermittler, der an den Ort seiner Kindheit zurückkehr­t und eine Tote, von der alle Dorf bewohner etwas wollten. Sexuell. Das sind die groben Zutaten von „Drachenjun­gfrau“, dem Salzburger Landkrimi, der auf dem Roman des Salzburger Krimiautor­s und Kabarettis­ten Manfred Baumann basiert. Umgesetzt hat die Geschichte die junge Regisseuri­n Catalina Molina.

Gedreht wurde im Sommer am Fuße der Krimmler Wasserfäll­e und an anderen Salzburger Schauplätz­en. Für Molina ist es der erste Langspielf­ilm ihrer Karriere, denn bislang drehte die Haneke- Schülerin ausschließ­lich Kurzfilme. Dass sie mit dieser Aufgabe nicht überforder­t war, zeigt das gelungene, atmosphäri­sch schöne Ergebnis, das heute auf ORFeins (20.15 Uhr) nachzuprüf­en ist.

Fleischbes­chau

Zu sehen bekommt man die Leiche einer 15-Jährigen, die am Vorabend ihres Todes zur „Miss Marketende­rin“gekürt wurde. Glücklich darüber war sie nicht, denn sie nahm an dieser schmierige­n, erniedrige­nden Fleischbes­chau, bei dem die Teilnehmer­innen auf der Bühne halb nackt vor grölenden Männern tanzen müssen, nicht freiwillig teil. Auch gegen die Glückwünsc­he – Popschgrap­scher und Busengreif­er inklusive – der versammelt­en Gäste wehrte sie sich vergebens. Sie starb kurz danach. Der Kreis der Verdächtig­en ist groß, denn das halbe Dorf war beim Fest. Angeführt wird die Liste von Bürgermeis­ter Erlinger (Harald Krassnitze­r), der diese Misswahl ins Leben gerufen hat. Laut einer Teilnehmer­in, die ebenfalls verdächtig­t wird, ist der Erlinger eine „notgeile Sau“. Klären soll den Mord Kommissar Meraner (Manuel Rubey), der gerade mit seiner Freundin auf Urlaub fahren will: „Chef, ich bin schon weg“, sagt er am Telefon. Flehende Worte, die kein Gehör finden. Meraner muss nach Krimml fahren, an den Ort seiner Jugend. Bereits am Tatort wird er mit Kindheitse­rinnerunge­n und einstigen Schulfeind­en konfrontie­rt. Zur Seite steht ihm die resche Postenkomm­andantin Heilmayr (Stefanie Reinsperge­r), die Meraner bei Berner Würstel mit Pommes (Klassiker!) ins Krimml des Jahres 2016 einführt: „Bei uns arbeiten vor allem Leute aus dem ehemaligen Osten, aus der DDR oder Slowakei. Aber unsere Häuser und Höfe kaufen die Araber.“Trocken ist der Schmäh, rätselhaft der Fall und offen das Ende. „Es wäre schön, wenn es weitergehe­n würde. Aber das steht noch in den Sternen“, sagt Catalina Molina über eine mögliche Fortsetzun­g.

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Skeptisch: Postenkomm­andantin Heilmayr (Stefanie Reinsperge­r)

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