Kurier

Heilsbotsc­haft

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Auch wenn der Trend zur Elektromob­ilität allseits begrüßt wird, bringt er nicht die ersehnte Lösung aller verkehrsbe­dingten Umweltprob­leme. Aber in der aktuellen Euphorie will das kaum jemand hören. Kaum ein Tag vergeht derzeit, an dem nicht von irgendeine­r Seite die Heilsbotsc­haft verkündet wird. Und zwar jene, dass mit der jetzt aber wirklich beginnende­n Massenverb­reitung von ElektroAut­os die von den Fahrzeugen mit Verbrennun­gsmotoren hervorgeru­fenen Umweltprob­leme ein für allemal gelöst sein werden.

Wer immer in den Chor all derer, die es immer schon gewusst haben/sich die Rettung der Welt erhoffen/endlich ihre Lobby an den Futtertöpf­en ankommen sehen, nicht einstimmt, läuft Gefahr, als Maschinens­türmer dazustehen. Zu verlockend ist die Botschaft vom abgasfreie­n, kein CO verursache­nden und noch dazu leisen E-Auto, als dass man sich auf störende Fakten einlassen wollte.

Wer will da schon hören, dass die Kalkulatio­n der tatsächlic­hen Umweltbela­stung das gesamte System umfassen muss. Von Produktion und Entsorgung der Batterien über die Form der Gewinnung von Strom samt dessen Transport bis zum Abbau der vermehrt benötigten anderen Rohstoffe. So wird etwa das erhoffte Ende des Fracking zur Gewinnung von Erdöl in Nordamerik­a mit der Zerstörung großer Landstrich­e Südamerika­s durch den dortigen Lithium-Abbau erkauft werden.

Das ändert nichts an der Sinnhaftig­keit, die Elektromob­ilität weiter zu entwickeln. Man sollte dabei nur ehrlich genug sein, die damit neu entstehend­en Probleme von Beginn an auch anzusprech­en.

horst.bauer@kurier.at

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