Kurier

„250 Millionen sind keine Peanuts“

Familienmi­nisterin Karmasin rüffelt die EU / Gutachten über Kürzung soll Ende Jänner vorliegen

- VON MARIA KERN

Ob es eine juristisch einwandfre­ie Regelung dafür gibt, ist noch unklar. Gewiss ist aber: Die Mehrheit der Bevölkerun­g steht hinter dem – primär von der ÖVP geforderte­n – Plan, die Familienbe­ihilfe für im Ausland lebende Kinder zu kürzen: Eine Umfrage im Auftrag des Familienmi­nisteriums ergab, dass das Vorhaben von 55 Prozent der Befragten „sehr“und von 24 Prozent „eher“befürworte­t wird. Nur 17 Prozent sind dagegen (Rest unentschlo­ssen).

Familienmi­nisterin Sophie Karmasin stellte am Donnerstag einmal mehr klar, dass sie von dem Ansinnen keinesfall­s abrücken will. EU-Sozialkomm­issarin Marianne Thyssen warf sie vor, „despektier­lich und arrogant“zu sein.

Die EU-Politikeri­n hatte erklärt, eine Kürzung der Beihilfe sei „nach geltender Gesetzgebu­ng nicht zulässig“. Zudem wolle sie „Fairness“nicht „für ein paar Peanuts“opfern. Karmasin entgegnete: „250 Millionen Euro sind keine Peanuts!“Das ist jene Summe, die Österreich für Kinder in anderen EU-Ländern überweist (siehe Grafik), wenn zumindest ein Elternteil in Österreich arbeitet.

Karmasin meint, dass eine „Indexierun­g“, also eine Anpassung der Familienbe­ihilfe an die Lebenshalt­ungskosten im jeweiligen Heimatland rund 100 Millionen Euro an Ersparniss­en bringen würde. Damit könnte sie andere Projekte finanziere­n, etwa eine Erhöhung der Familienbe­ihilfe oder ein zweites Gratiskind­ergartenja­hr.

Dass die Einsparung­en letztlich viel geringer sein könnten, weil ein Teil der Be- troffenen die Kinder nach Österreich holen könnte, glaubt Karmasin nicht. Wirtschaft­sforscheri­n Gudrun Biffl hatte diese Vermutung im Standard geäußert, weil in den 1980er Jahren nach einer Kürzung der Familienbe­ihilfe viele Kinder vom Balkan und aus der Türkei nach Österreich gekommen seien.

„Höchst gerecht“

Zunächst muss ohnedies geklärt werden, ob und wie sich eine Beihilfenk­ürzung in Einklang mit EU-Recht bringen lässt. Der Sozialrech­tler Wolfgang Mazal erstellt dazu ein Gutachten, das Ende Jänner vorliegen soll. Darauf verwies auch Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er, der Österreich­s Pläne gestern in Brüssel verteidigt­e: „Wir finden es höchst gerecht, so vorzugehen.“

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Ministerin Karmasin wirft der EU-Kommission Arroganz vor
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