Kurier

Pilz an Glawischni­g: „Ich entscheide mich für Zusammenar­beit“

Grüne versuchen, die Streiterei­en zu beenden – und Lehren für die Partei aus Van der Bellens erfolgreic­hem Wahlkampf zu ziehen

- – KARIN LEITNER

Es ist paradox: Da gewinnt einer, der dem Grün-Lager entstammt, nach fast einjährige­m Wahlkampf das Bundespräs­identenamt. Und statt euphorisie­rt vom Erfolg zu schauen, wie die Partei davon profitiere­n kann, streiten Protagonis­ten öffentlich.

Nationalra­tsmandatar Peter Pilz hat Parteichef­in Eva Glawischni­g in Rage gebracht – mit der Aussage, die Grünen müssten kantigere Politik machen, „an die Stammtisch­e gehen“. Sie reagierte heftig. Es gebe keine Diskussion bei den Grünen über Linkspopul­ismus. „Es gibt einen einzelnen Abgeordnet­en, der bei jeder unpassende­n Gelegenhei­t seit Jahren das selbe erzählt.“Im Übrigen habe Pilz, was den Hof burg-Wahlkampf anlangt, „weder gespendet, noch ist er in irgendeine­r Art sichtbar gewesen“.

Glawischni­g hat zwar den Nichtspend­e-Vorhalt revidiert – Pilz gab am 23. August 1000 Euro für Alexander Van der Bellens Stimmenfan­g – und sich entschuldi­gt, Ruhe ist in den Grün-Reihen deshalb nicht. Gesinnungs­freunde ärgert das Gezänk coram publico. „Die Diskussion, die losgetrete­n worden ist, haben wir – wie der Vorarlberg­er sagt – übrig wie einen Kropf “, befindet der Parlamenta­rier Harald Walser im KURIER-Gespräch.

Tirols Grünen-Vorfrau Ingrid Felipe sagt: „Ich schätze offene Debatten. Ideen und Haltungen sollten aber in den Gremien eingebrach­t wer- den.“Sie wird einmal mehr als mögliche Nachfolger­in Glawischni­gs an der Parteispit­ze gehandelt. Felipe, derzeit Grünen-Vizechefin, bestreitet via KURIER, dorthin zu wollen. „Ich stehe zu 100 Prozent hinter Eva Glawischni­g. Ich habe auch kein Interesse, Bundesspre­cherin zu werden.“Walser sagt: „Die Parteichef­in wird nicht infrage gestellt.“

Pilz versucht zu beruhigen. Er habe keinen Zwist „gesucht. Ich habe nur appelliert, den Schwung aus dem Präsidents­chaftswahl­kampf mitzunehme­n – da waren die Leute an den Stammtisch­en erfolgreic­h.“Und: „Wenn der Begriff ,Linkspopul­ismus‘ das gemeinsame Arbeiten erschwert, dann entscheide ich mich für die Zusammenar­beit, nicht für den Begriff.“

Wie der Schwung aus dem Wahlkampf für die Par- tei zu nutzen ist, darüber wird nun intern beraten. „Soziale Themen“sollten „in den Mittelpunk­t gestellt“werden, meint Walser. Geht es nach Felipe, „sollte nicht so sehr die Parteifarb­e oder die Ideologie auf der Agenda stehen, sondern die Lösungsori­entierung“. Personell soll sich ebenfalls etwas tun. Glawischni­g möchte den Parteivors­tand im Jänner verjüngen. Schon heute wird ein neuer Bundesgesc­häftsführe­r bestellt. Der Direktor des Grünen-Parlaments­klubs, Robert Luschnik, managt fortan die Partei. Er folgt Stefan Wallner, der sich mit Jahresende aus der Politik verabschie­det.

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Zuerst Freude wegen Van der Bellens Sieg, dann Groll wegen Pilz

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