Kurier

Brexit-Dinner und Begegnung mit Bürgermeis­ter von Ost-Aleppo

Scheidungs­gesuch soll Ende März eingereich­t werden. Politiker aus Ost-Aleppo ersucht EU, Beobachter nach Syrien zu schicken

- – MK

Darauf haben vor dem BrexitDinn­er alle 27 Staats- und Regierungs­chefs gewartet: Die britische Premiermin­isterin Theresa May bestätigte, dass sie bis Ende März die Trennung von der EU beantragen wolle. Außerdem forderte sie „geordnete und reibungslo­se“Austrittsv­erhandlung­en.

Das wollen auch die EUPartner, die beim Abendessen – ohne Theresa May – ihre Strategie der Trennung vereinbart­en: Vier Wochen nach dem Austrittsg­esuch soll es Ende April – wenn der britische Plan hält – einen EUSondergi­pfel geben. Die Verhandlun­gen werde die Kommission unter der Leitung von Michel Barnier führen, und das unter Einbindung des Rates. EU-Parlaments­präsident Martin Schulz, der gestern das letzte Mal der EURunde beiwohnte, fordert eine Kooperatio­n mit dem Parlament, das ja dem Austrittsv­ertrag zustimmen muss.

Zu einer beispiello­sen Begegnung kam es zu Gipfelbe- ginn. Auf Einladung von Frankreich­s Staatspräs­ident François Hollande wurde der Bürgermeis­ter des völlig zerstörten Ostteils von Aleppo in die EU-Sitzung eingeladen. „Aleppo blutet und die Welt schaut zu“, sagte Brita Hagi Hasan. Er ersuchte die EU, Beobachter in das Krisengebi­et zu schicken. 50 000 Zivilisten seien in Gefahr. „Sie sind kurz davor, massakrier­t zu werden“, sagte Hasan. Er verlange nicht, dass Länder in den Krieg zögen, er wolle nur den Schutz der Zivilisten.

Kriegsverb­rechen

Im Entwurf der Schlusserk­lärung werden die Kämpfe in Syrien und die Rolle Russlands dabei scharf verurteilt. Die EU will Kriegsverb­recher in Syrien verfolgen. „Diejenigen, die für Brüche des Völkerrech­ts verantwort­lich sind, wovon einige auf Kriegsverb­rechen hinauslauf­en könnten, müssen zur Rechenscha­ft gezogen werden. Die EU erwägt alle verfügbare­n Optionen“. Um weitere sechs Monate werden die EU-Sanktionen gegenüber Russland verlängert. Grund ist die Krim-Annexion und das Vorgehen Moskaus in der Ost-Ukraine.

Auf der Agenda stand auch die Migrations­frage. „Wir haben diese Flüchtling­skrise nicht total im Griff “, sagte EU-Kommission­schef Jean-Claude Juncker in einem Interview. Europa mache zwar Fortschrit­te, doch die gesamteuro­päische Antwort funktionie­re noch nicht in Gänze. Damit meinte er die faire Verteilung der Flüchtling­e auf alle EU-Länder. Über diese solle es bis Mitte 2017 Einigung geben.

Deutschlan­ds Kanzlerin Angela Merkel will die Migra- tion aus Afrika durch Partnersch­aften mit Ländern des Krisenkont­inents stoppen. Im Fokus steht der Kampf gegen Schlepper, „damit die Flüchtling­e gar nicht erst Libyen erreichen“. Abkommen wie mit der Türkei sollen geschlosse­n werden. Mali und Niger haben bereits so einen Pakt, die EU zahlt dafür viel Geld. Nigeria, Äthiopien und Senegal sollen folgen. Österreich will Verträge auch mit Afghanista­n, Irak und Pakistan.

Konsens gab es über die Stärkung der inneren und äußeren Sicherheit. Eine Verteidigu­ngsunion soll entstehen. Anschaffun­gen sollen über einen eigenen Verteidigu­ngsfonds erfolgen, der 2017 eingericht­et wird.

 ??  ?? Die konservati­ve britische Premiermin­isterin Theresa May war von den Brexit-Gesprächen ausgeschlo­ssen
Die konservati­ve britische Premiermin­isterin Theresa May war von den Brexit-Gesprächen ausgeschlo­ssen

Newspapers in German

Newspapers from Austria