Kurier

Trumps Treibhaust­ruppe

US-Klimaschüt­zer bereiten sich auf Großangrif­f der Politik vor

- VON SUSANNE BOBEK UND KONRAD KRAMAR

Hochstimmu­ng in der USEnergiew­irtschaft. Öl-, Gasund Kohleprodu­zenten bereiten sich auf den Antritt der Regierung Trump und auf bessere Zeiten für ihre Branche vor. Nach acht Jahren Obama, in denen Klimageset­ze verschärft und erneuerbar­e Energien gefördert wurden, setzen die Lobbyisten der fossilen Brennstoff­industrie in der Hauptstadt Washington darauf, demnächst wieder offene Ohren für ihre Anliegen zu finden. „Es kommt uns vor, als hätte man uns endlich aus einem Würgegriff befreit“, macht ein Vertreter der Kohleindus­trie die Stimmung unter den Lobbyisten gegenüber der Washington Post deutlich.

Man hat tatsächlic­h jeden Grund für Optimismus. Trump hat schon im Wahlkampf klar gemacht, dass er die Kohlebergw­erke wieder aufsperren, und die Förderung von Öl und Gas auf USTerritor­ium mit allen Mitteln – auf der umstritten­en des Fracking – wieder ankurbeln will. Seit dem Wahlsieg hat der Milliardär mit jeder Personalen­tscheidung (siehe nebenst. Personenga­lerie ) klar gemacht, dass die Interessen der Energieind­ustrie in Zukunft wieder mehr zählen als die Warnungen von Umwelt- und Klimaschüt­zern.

Kein Öl auf der Ranch

Den Posten des zukünftige­n Außenminis­ters nimmt mit Rex Tillerson, der Chef des Ölgiganten Exxon ein. Der lässt im Konzern zwar Fracking durchaus großflächi­g einsetzen. Privat allerdings soll ihm die Technik nicht allzu nahe kommen. Tillerson kämpft vor Gericht seit Jahren gegen Fracking-Projekte in der Nähe seiner 33-HektarPfer­deranch in Texas. Der zukünftige Chef der US-Umweltbehö­rde EPA, Scott Pruitt, ist derzeit noch in einen Gerichtspr­ozess gegen genau diese Behörde verwickelt. Pruitt, momentan noch Generalsta­atsanwalt des Bundesstaa­tes Oklahoma, will die im Auftrag von Obama von der EPA verhängten Klimaschut­zauflagen für US-Kraftwerke nicht akzeptiere­n. Kein Zweifel, dass er diese Auflagen als EPA-Chef beseitigen wird. Ganz im Sinne Trumps, der diese Beschränku­ngen ebenfalls als mutwillige Beschneidu­ng von US-Interessen sieht.

Doch auch hinter den Ku- lissen der zukünftige­n Trump-Regierung sitzen Vertreter der Energiewir­tschaft. So sind derzeit Lobbyisten großer Ölkonzerne als Berater in jenem Team tätig, das den Regierungs­wechsel im Jänner vorbereite­t. Dabei sind laut einer neuen Umfrage nur 13 Prozent der Amerikaner gegen das Pariser Klimaabkom­men. 69 Prozent wollen am Klimaschut­z festhalten. „Die Wähler wollen, dass der gewählte Präsident und der Kongress etwas gegen den Klimawande­l tun,“sagt Anthony Leiserowit­z von der Yale University. Seine Hochschule hatte die Befragung mit der George Mason University in der zweiten Novemberhä­lfte, also nach den Wahlen abgehalten.

„Guerilla archiving“

Trump habe eine Truppe von „Klimaversc­hwörungsth­eoretikern“ernannt, sagte Michael Halpern von der Union of Concerned Scientists (besorgten Wissenscha­ftler) der Washington Post. In einer Aktion, die sich „Guerilla archiving“nennt, kopieren derzeit Hunderte Forscher führender Institutio­nen Daten zum Klimawande­l von den Computern der staatliche­n Stellen auf private Server.

Der Aufruf mag irrational klingen und die Datenmenge­n sind so enorm, dass es sehr schwer werden wird. Aber man lernt aus der Vergangenh­eit. So ließ die BushAdmini­stration ein fünf Jahre altes Kapitel zum Klimawande­l der Umweltbehö­rde EPA streichen, die Daten wurden vernichtet. Seit Trump eine Liste aller Mitarbeite­r verlangt hat, die an Obamas Klimapolit­ik beteiligt waren, wird auch schon Crowd Funding betrieben: Es wird Spendengel­d gesammelt, falls die Forscher vor Gericht ziehen müssen.

Trump will offenbar auch die Klimaforsc­hung der Weltraumag­entur NASA einstellen. Die Earth Science Division soll kein Geld mehr bekommen. Aber niemand anderer kann die Satelliten des Erdbeobach­tungsprogr­amms auf diese Weise betreiben.

An der Universitä­t von Toronto findet am Wochenende eine große Rettungsak­tion für Forschungs­daten statt. Kanada ist für viele Forscher Hoffnungsl­and. Rick Perry, designiert­er Energiemin­ister. Der ehemalige Gouverneur von Texas hat den Klimawande­l als unbewiesen­e Theorie bezeichnet. Wissenscha­ftler hätten mutwillig Daten manipulier­t. Der Bock als Gärtner Scott Pruitt, design. Chef der Umweltbehö­rde EPA. Bisher war er in Gerichtspr­ozesse gegen die EPA verwickelt, jetzt soll er sie leiten. Von den Klimaaufla­gen, die die EPA Firmen verordnet hat, hält er jedenfalls nichts. Der Ölbaron

Tillerson, designiert­er Außenminis­ter. Als Chef des US-Ölgiganten Exxon Mobil drängte er auf Förderung von Öl in der Arktis und investiert­e in Forschung, die den Klimawande­l als harmlos darstellen sollte. Der Freund des großen Öls Jeff Sessions, design. Justizmini­ster. Der Senator aus Alabama hat sich immer für einen Ausbau der Förderung von Öl und Gas in den USA ausgesproc­hen. Den Klimawande­l sieht er skeptisch, Klimaschut­z lehnt er ab.

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Hoffnung für Klimasünde­r: Ein Kohlekraft­werk in Kansas
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