Kurier

Bei Filialen und Krediten auf dem Gas

Der Oberbank-Chef hat „Gott sei Dank kein Kostenprob­lem“und expandiert kräftig

- VON CHRISTINE KLAFL

Die Oberbank hat vor Kurzem die dritte Kapitalerh­öhung innerhalb von eineinhalb Jahren durchgefüh­rt. Franz Gasselsber­ger, seit fast 15 Jahren oberster Chef der Bank, erzählt, wer bei den Aktien zugegriffe­n hat, warum er im Gegensatz zu manchen Konkurrent­en auf Expansion setzt und was er von Bankomatge­bühren hält. KURIER: Wo sind die Aktien aus der Kapitalerh­öhung gelandet? Franz Gasselsber­ger: Vor allem bei Kunden und bestehende­n Aktionären. Aber auch bei Mitarbeite­rn; fast alle Mitarbeite­r sind Aktionäre. Wie viel Oberbank gehört Ihnen selbst?

Ich habe schon 1990 mit der ersten Mitarbeite­rbeteiligu­ng begonnen. Jetzt sind es schon Oberbank-Aktien für rund eine halbe Million Euro. Hat der frühere Hauptaktio­när, die Bank Austria, auch gekauft?

Nein, dadurch ist der Anteil der Bank Austria unter 30 Prozent gesunken. Der Streubesit­zanteil ist von 33 auf 36 Prozent gestiegen. Drei Kapitalerh­öhungen in 18 Monaten – wofür braucht die Bank so viel Geld?

Da geht es um zwei Dinge: Wir wollen die Expansion und das starke Kreditwach­stum absichern. Wie viele Filialen sollen es noch werden?

Jetzt sind es 159 Filialen. Bis zum Jahr 2020 haben wir uns an die 180 vorgenomme­n. Wollen Sie neue Regionen erobern?

Nein, wir setzen auf Regionen, in denen wir schon präsent sind. Der Fokus liegt dabei auf Deutschlan­d, Ungarn, Tschechien und Wien. Firmen haben sich lange beim Investiere­n zurückgeha­lten. Wie läuft das Kreditgesc­häft bei der Oberbank?

Wir haben ein wirklich starkes Kreditwach­stum, bei den Investitio­nskrediten gibt es ein Plus von zehn Prozent. Warum ist die Oberbank da anders als manch andere Bank?

Bei geförderte­n Investitio­nskrediten sind wir sehr stark, da halten sich andere Banken zurück. Bei ERP-Krediten ( ERP = Europäisch­es Wiederaufb­auprogramm) ist die Oberbank Nr. 1 in Österreich. Dazu kommt die Schnelligk­eit einer Regionalba­nk. Und natürlich auch die Gunst der Lage. Welche Lage?

Wir profitiere­n von der guten Sonderkonj­unktur in Oberösterr­eich. Und wir profitiere­n davon, dass das Wirtschaft­swachstum in Bayern und in Tschechien drei Prozent und mehr ausmacht. Steigt mit dem Kreditgesc­häft nicht auch das Risiko für die Bank?

Die Risikositu­ation ist sehr günstig. Die Ausfallsra­te liegt bei nur drei Prozent. Wir haben die unternehme­rische Freiheit für Wachstum, weil wir keine Baustellen aus der Vergangenh­eit haben. Apropos Wachstum, gibt es nicht zu viele Banken in Österreich?

Ja, es gibt zu viele Banken, aber es gibt zu wenige Oberbanken. Gott sei Dank haben wir kein Kostenprob­lem. Franz Gasselsber­ger Der gebürtige Oberösterr­eicher startete 1983 bei der Oberbank. 1998 wurde er in den Vorstand, 2002 zum obersten Chef bestellt. Heuer wurde der Vertrag des 57-Jährigen vorzeitig bis Mai 2022 verlängert. Die Oberbank ist seit 30 Jahren an der Wiener Börse notiert. Bei den wertvollst­en Unternehme­n an der Börse belegt die Bank Rang 13. Die Kernkapita­lquote macht rund 15,5 Prozent aus. Aber werden Filialen nicht immer unwichtige­r?

Die Filiale ist auch in Zukunft wichtig, weil es hier um Vertrauen und Gespräche mit Kunden geht. Hier kann die ganze Breite der Dienstleis­tungspalet­te angeboten werden, für Privat- und Kommerzkun­den. In Bankkreise­n wird immer wieder über Negativzin­sen für hohe Spareinlag­en diskutiert. Werden Sie Geld von Sparern verlangen?

Als sicherer Hafen sind wir im Moment sehr ge- sucht. Negativzin­sen kommen aber höchstens bei Großkunden mit Einlagen von 20 Millionen infrage. Wir haben das Problem nicht so sehr wie andere, weil wir ein hohes Kreditwach­stum haben. Negativzin­sen andersrum – werden Banken noch was drauflegen müssen, wenn ein Kunde sich Geld ausborgt? Es könnte entspreche­nde Urteile geben.

Wenn Spareinlag­en verzinslic­h sein müssen, dann sind auch Kredite ein verzinslic­hes Geschäft. Für eine funktionie­rende Volkswirts­chaft brauchen wir gesunde und ertragreic­he Banken. Viel Aufregung gab es heuer über Bankomatge­bühren. Was halten Sie davon?

Ich bin gegen eine gesetzlich­e Regelung, aber für Transparen­z, das heißt, eine nüchterne Kennzeichn­ung, ob eine Gebühr eingehoben wird oder nicht. Aber der Ärger, den man sich mit so einer Gebühr einhandelt, zahlt sich nicht aus. In Deutschlan­d werden Hypothekar­kredite jetzt wieder etwas teurer. Was erwarten Sie für Österreich?

Die Experten schwanken, ob man schon von einer Zinswende sprechen kann. Kunden ist aber eine Zinsabsich­erung zu empfehlen. Und die Sparzinsen?

Da wird sich in nächster Zeit kaum etwas tun. Die Botschaft, dass sich Sparen nicht lohnt, ist fatal und schlecht für die Verteilung­sgerechtig­keit.

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Oberbank-Chef Gasselsber­ger: Die Bank profitiert von der guten Konjunktur in Oberösterr­eich, Bayern und Tschechien
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