Kurier

Euro in Dollar umrechnen – das könnte bald sehr einfach sein

Zinswende in USA drückt Euro auf ein 14-Jahres-Tief. Wechselkur­s von eins zu eins absehbar.

- VON H. SILEITSCH-PARZER

Das britische Pfund ist nach dem Brexit stark unter Druck. Der japanische Yen ein DauerSchwä­chling. Und der Euro angesichts der jüngst verlängert­en EZB-Therapien an der kurzen Leine: Unter den Weltwährun­gen steht nur der US-Dollar als Kraftmeier da.

Folglich fiel der Kurs des Euro am Donnerstag auf ein 14-Jahres-Tief. Weniger als 1,04 Dollar – so wenig war die Gemeinscha­ftswährung zuletzt 2002 (siehe Grafik) wert.

Kräftig beigetrage­n hat dazu die US-Notenbank Fed. Weil die vom 45. Präsidente­n Donald Trump geplante Wirtschaft­sankurbelu­ng steigende Preise verursache­n wird, beugt die Fed Inf lationsris­iken vor. Sie hob den Leitzins an und stellte für 2017 drei weitere Zinsschrit­te in Aussicht. Damit entfernen sich die USA noch mehr von den anderen Währungsrä­umen, denn die Bank of England ließ den Zins am Donnerstag unveränder­t. Hohe Zinsen wirken wie ein Magnet für Kapitalzuf­lüsse. Der Dollar wird also stärker und stärker. Oder, die zweite Seite derselben Medaille: der Euro schwächer und schwächer.

Nicht unter Parität

Womöglich ist der Boden noch nicht erreicht. Experten halten es für möglich, dass der Euro in den nächsten Monaten auf die Parität zum Dollar (einen Wechselkur­s von Jan. ’07 eins-zu-eins) fällt. „Wir sehen die Bandbreite für die nächsten Monate zwischen 1,10 und 1,00 Dollar“, sagte Andreas Auer, Chief Investment Officer der Privatbank Gutmann, zum KURIER.

Ein historisch­es Tief wäre das nicht. Der Euro lag im Jahr 2000 schon bei 0,8231 Dollar. Dass er aktuell unter den Gleichstan­d fallen könnte, glaubt Auer nicht – es sei denn, die Notenbanke­n weichen dramatisch von ihrem angekündig­ten Kurs ab.

Sind die Österreich­er jetzt ärmer geworden, weil der Euro so schwach ist? Nicht unbedingt. Für den Einkauf im Inland ändert sich an der Kaufkraft nichts. Spürbar teurer werden allerdings Reisen in die USA oder der Kauf von USProdukte­n – wozu leider, weil sie in Dollar abgerechne­t werden, auch Öl und Sprit zählen. Für Exporteure ist der starke Dollar sogar ein Segen: Europäisch­e Produkte sind für Amerikaner jetzt konkurrenz­los günstig.

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